Beitragsbild zu Die Ermordung des SA-Führers Andreas von Flotow

Die Ermordung des SA-Führers Andreas von Flotow

Das Prinzip Mord in der völkisch- nationalen Glaubensgemeinschaft

Am frühen Morgen des 30. April 1933 war der Zivilist Andreas von Flotow, von örtlichen Polizisten vor informiert, bei Bekannten in der Nähe von Rostock verhaftet worden. Einen Haftbefehl hatte der Gauleiter HILDEBRANDT ausgestellt. Von drei aus München angereisten SA-Männern ist er dann in einem schwarzen BMW 3/20 aus der Parteizentrale der NSDAP in Rostock abgeholt worden. Ziel dieser Überstellung war angeblich die Staatsanwaltschaft Schwerin.
Den Standartenführer Julius UHL kannte Andreas von Flotow bereits aus seiner Zeit im Braunen Haus in München. UHL war der Chef der SA-Stabswache. Er fungierte als guter Schütze auch als Leibmörder des SA-Chefs RÖHM. Ein Gesprächsversuch Flotows mit UHL lief ins Leere. Auf der verkehrsfreien Chaussee hinter Neubukow, nahe einem Gehölz, tauschten der Fahrer, Truppführer ALFA und UHL kurze Blicke aus. Die Fahrt wurde verlangsamt und schließlich angehalten. Zwei der Uniformierten stiegen aus und befahlen von Flotow, es ihnen gleich zu tun. Der aber weigerte sich. Nach Drohungen von UHL und Scharführer SCHUHBÖCK tat er es dann. Dabei schrie er den Männern entgegen, dass sie jetzt vorhätten, einen gänzlich unschuldigen Mann zu töten. Einen, der mit seinem ganzen Fühlen, mit Faust und Geist, Soldat und Gefolgsmann des Führers sei! Er verlangte, ihn sofort nach Berlin zum Palais des Reichskanzlers zu fahren. Während sie ihn vor sich hertrieben, war die einzige Antwort, er solle nicht feige sein. Mit einem Pistolenschuss von hinten wurde Andreas von Flotow zu Fall gebracht. Sieben weitere folgten aus nächster Nähe.

In Anlehnung an eine weiter unten dargestellte spätere Mordabsicht könnte sich das Ereignis an jenem frühen Morgen etwa so zugetragen haben.

Ein zu jener Zeit als Assessor der Staatsanwaltschaft Rostock tätige Jurist im Jahr 1956: „Ich habe in den Akten u.a. eine Fotografie der Leiche gesehen, die acht von hinten abgegebene Pistolenschüsse, darunter fünf tödliche, aufwies.“ (1)

Ob zum Beispiel mehrere Schüsse abgegeben wurden, die einen möglicherweise Flüchtenden in Entfernung verfehlt hatten, oder wie nah die Tatwaffe am Ziel war, war nicht ermittelt worden? (Antwort steht noch aus.)
Nach kurzer Vernehmung wurden die SA-Männer, die gleichzeitig Hilfspolizisten waren, nach München entlassen. Die in solchen Fällen übliche Behauptung, „auf der Flucht erschossen“, wurde sogleich veröffentlicht.

Mecklenburgische Zeitung, 1.Mai,1933

Zeitungstext , Mecklenburgische Zeitung (2)

„Die Durchführung des Ermittlungsverfahrens wurde verhindert, der Oberstaatsanwalt wurde als Oberlandesgerichtsrat an das OLG versetzt und durch einen der Partei willfährigen Nachfolger ersetzt; der Generalstaatsanwalt, der sich seinerzeit des Verfahrens anzunehmen versuchte, wurde in den Ruhestand versetzt.“ (Graf von Bernstorff, 7.12.1956, nach eigenen Angaben 1938 wegen politischer Unzuverlässigkeit aus dem Justizdienst entlassen, 1946 in westalliierter Besatzungszone wieder aufgenommen (1)).

Zusammenfassung:
Andreas von Flotow war um 1900 Erstgeborener der Dorfadligen von Stuer. Früh wurde er an einem trotzigen Herrschaftsanspruch orientiert, der später jedoch seine Möglichkeiten überforderte. Seine Neigung, Probleme gelegentlich mit Gewalt zu lösen, war jenen autoritätsfixierten Zeitgenossen auf jeder Ebene nahe, die nicht fähig oder bereit zu Verhandlungen waren. Das deutet auf gelegentliche Selbstunsicherheit hin, was Flotow früh zu Militär und paramilitärischen Einheiten hinzog.
In der sozialen und ökonomischen Krise der 20er Jahre, in die auch der Landadel geraten war, konnte er dann seinen Bedarf nach ziviler Anerkennung in der Großgrund-Landwirtschaft der 1920er Jahre nicht erreichen.
Aufstiegschancen in einer Führerrolle bot ihm der militante Arm der NSDAP.
Dem mörderischen Ausleseprozess in dieser Bewegung, die sich in einer wut- und hassgetriebenen Gewaltspirale schrittweise hochdrehte, konnte er 1933 aber mental nicht ausweichen.
Seine Ermordung geschah nicht zufällig innerhalb einer persönlichen Differenz oder einer prinzipiellen zwischen Adel und Nationalsozialismus. Sie bildete eine Wegmarke innerhalb komplexer politischer Zusammenhänge in Deutschland um den Jahreswechsel 1932/33.
Zu verschiedenen Zeiten und aus unterschiedlichen Positionen, so in der BRD und der DDR, wurde dies dann auf überraschende Weise bewertet und erzählt.

Inhalt:

GEWALTSPIRALE zwischen Fememorden, Welt- und Selbstvernichtung
War ein solcher Mord, der damals in Mecklenburg noch erhebliches Aufsehen erregt hatte, im Rahmen eines Missverständnisses, aus Versehen oder als Einzelfall geschehen?
Hätte von Flotow, seit 1918 durch eigene Erfahrung und Beteiligungen, auf eine solche Gewaltbereitschaft nicht vorbereitet sein können?
Er hatte Terror als Herrschaftsprinzip nach außen, aber eben auch gegen die eigenen Leute gerichtet, doch erlebt.

KARRIERE und ABSTURZ von Flotow in den Jahren 1931 bis 1933

BODEN und BLUT
War dieser Mord die Folge einer persönlichen Feindschaft zwischen dem SA-Stabschef RÖHM oder Gauleiter HILDEBRANDT und von Flotow ?
Oder war dieses Ereignis die Folge eines prinzipiellen Klassenkampfes zwischen dem Besitz- und Führungsanspruch eines degradierten Dorfadels und der NSDAP, deren landproletarischer Flügel noch einen „nationalen Sozialismus“ anstrebte?

FÜHRERTUM und GEFOLGSCHAFT
Hatte der ehrgeizige Andreas von Flotow, als autoritätsbegeisterter „Krieger im Geiste und mit der Faust“, die krisenhafte politische Zuspitzung im „germanisch- deutschen Führertum“ um den Jahreswechsel 1932/33 in München und Berlin nicht richtig erfassen bzw. „erfühlen“ können? ( Zitate: (3) )

LÜGE/ REALITÄT/ MYTHOS
Wie wurde dieser Mord unter verschiedenen Umständen, teilweise interessengeleitet, interpretiert: im Jahr 1933/34, im Jahr 1956 in der Bundesrepublik Deutschland, nach 1945 in der Deutschen Demokratischen Republik und auch noch 1993 vom kommunistischen Funktionär und NS-Widerstandskämpfer Bernhardt QUANDT (Schwerin)?

DANK

QUELLEN UND ANMERKUNGEN

Weil die Lebensläufe von in der Folge genannten Personen, in deren Umfeld Andreas von Flotow sich bewegt hatte, zum Teil bizarr sind und vieles erklären, folgen dazu jeweils eigene Wikipedia-Hinweise.

 

GEWALTSPIRALE zwischen Fememorden, Welt- und Selbstvernichtung

Andreas von Flotow war in Stuer-Vorwerk aufgewachsen. Ende Dezember 1917 hatte er, siebzehnjährig, die Schule auf eigenen Wunsch und mit offenbarer Unterstützung der Eltern beendet, um sich an der letzten Kriegsphase beteiligen zu können. Mit durchschnittlichen Schulleistungen hatte er das Gymnasium in Doberan damit ohne Abschluss beendet (4). Eine längere militärische Ausbildung beim 1.Großherzoglichen Dragoner Regiment Nr.17 in Ludwigslust kann er kaum erfahren haben, denn er war sehr bald Kriegsfreiwilliger an der Front im Baltikum. Auch nach der russischen Revolution (Nov.1917) und dem Separatfrieden von Brest-Litowsk (3.3.1918) ging es dort um eine Neuordnung des Ostens durch deutsche Siedlungen und Protektorate. Ein unter deutschem Einfluss am 5.November erklärtes Vereinigtes Baltisches Herzogtum ( Vereinigtes Baltisches Herzogtum – Wikipedia) sollte als Regenten mit Adolf FRIEDRICH ZU MECKLENBURG versorgt werden (Adolf Friedrich zu Mecklenburg – Wikipedia ). Dies hatte vorher schon in Finnland nicht funktioniert. Auch im Baltikum hatte es sich vor dessen Eintreffen im November erübrigt. Zum Ende des Jahres 1919 zogen die regulären deutschen Truppen dort dann auch ab. Flotow war wegen Tapferkeit vor dem Feinde zum Leutnant befördert worden. Das könnte auf ein Maß an Draufgängertum bei der „Bandenbekämpfung“ hinweisen.
Es ist möglich, dass er dort gleich blieb, da er nämlich beim Freikorps Roßbach     (Sturmabteilung Roßbach – Wikipedia) landete. Deren junge Männer hatten den Krieg verloren, fanden auch Schuldige dafür, wähnten sich aber als Sieger. Solche Freikorps kämpften dort als Paramilitärs, von der deutschen Regierung angeworben, in einem brutalen Kleinkrieg einfach weiter. Gegner bzw. Verbündete waren Rote Armee und konterrevolutionäre Truppen, estnische, lettische und litauische rote Revolutionäre oder aber Nationalisten. Etwa 30 000 Mann wollten dort die europäische Kultur vor dem Bolschewismus retten. Anfang 1920 zog schließlich auch das Freikorps Roßbach aus dem Baltikum ab (6.3) ( rossbach.pdf  ). Solche Landsknechte wurden auch durch ostelbische Gutsbesitzer finanziert und in deren Besitzungen stationiert und ausgebildet. Ausgangspunkt für die Roßbacher war ein Gut bei Wismar. Zurückgekehrt beteiligten sich diese Männer tatkräftig an der Demontage der ersten deutschen Republik, beim Kapp-Putsch (13.-17.3.20), dem mißlungenen Versuch eines Militärputschs ( Kapp-Putsch – Wikipedia  ), anschließend bei der blutigen Niederschlagung des Aufstandes der Roten Ruhrarmee.

Im Freiwilligenregiment Schlesien kämpfte von Flotow in dieser Truppe dann 1921 gegen polnische Gebietsansprüche in Oberschlesien. Dort lebte, wie auch in anderen Randbereichen, eine gemischtsprachige Bevölkerung- Deutsche, Polen und andere. Ein internationale kontrollierter Volksentscheid führte in dieser Industrie- und Bergbauregion schließlich zur Teilung..((6.5) und (6.6)   Microsoft Word – sauer_heft7_8_2006.doc – sauer_heft7_8_2006.pdf )

Die von den damaligen alliierten Siegermächten erzwungene Volksabstimmung wäre ein interessantes Beispiel für die Bemühungen gegenwärtiger Separatisten oder Nationalisten in Europa. In der Abstimmung stimmten 60: 40 für den Verbleib in Deutschland. Dennoch wurde geteilt: Der industrielle Osten mit Kohlegruben ging an Polen, der agrarische Westen an Deutschland. Achtzehn Jahre später erfolgte die Revision, eine weitere dann nach weiteren sechs Jahren.

Zeitweise war AvF (ab hier gelegentlich auch diese Abkürzung) auch im deutschnationalen Stahlhelm aktiv. ( Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten – Wikipedia)

Stahlhelm-Leitspruch, Quelle WikipediaLeitspruch Stahlhelm

In der Roßbach-Truppe wirkten Männer wie Martin BORMANN ( Martin Bormann – Wikipedia ), später HITLER-Stellvertreter, Edmund HEINES und Rudolf HÖSS ( Rudolf Höß – Wikipedia ) der spätere Kommandant des Massenvernichtungslagers Auschwitz. Neben der Gewaltbereitschaft dieser paramilitärischen Männerbünde nach außen, gab es die auch nach innen. Rangordnungskämpfe führten zu Denunziationen, Intrigen, Drangsalierungen und Morden. Gegenüber Abweichlern oder Verrätern, selbst wenn Verdächtigungen nur auf Behauptungen basierten, fanden in der völkisch- nationalen Szene zahlreiche Fememorde statt. Die in diesen Gruppierungen übliche Formel: „Auf der Flucht erschossen!“, war dabei die harmlosere Variante. Wie bestialisch diese zum Teil abliefen, können Interessierte nachlesen ( Microsoft Word – sauer_heft7_8_2006.doc – sauer_heft7_8_2006.pd). (6.1)

Untersuchungsausschuß zu Fememorden, Reichstag, 23.1.1926, hier: https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w3_bsb00000072_00682.html

Untersuchungsausschuss des Reichstages (23.1.1926) (5)

Ob Flotow daran direkt beteiligt war, ist nicht bekannt. Eine Behauptung vom Gauleiter HILDEBRANDT, (Friedrich Hildebrandt (Politiker) – Wikipedia) der 1934 bei einem Prozess zur Sache Flotow dessen Bereitschaft zur Brutalität mit einem Beispiel zu Protokoll gab, wird hier nicht wiederholt. Dieser „Zeuge“ hatte dabei ein offensichtliches Interesse und soll selbst diese Neigung reichlich gehabt haben.
Hier soll dennoch ein Hinweis auf Verhaltensauffälligkeit Flotows zitiert werden, auf den seine geschiedene Ehefrau hinwies: „Gestern stand in der Zeitung, daß er in Innsbruck einen Polizisten niedergeschlagen hat und dann verhaftet wurde! Wozu immer diese Gewaltakte! Niemals hat er sich im Zaum.“. . .“ anstatt wie ein Radaubruder durch die Welt zu fahren. . .“ (Anna Margarethe von Flotow, geborene von Gadow, Ehefrau von Andreas v. Flotow 1924-1930, Mutter der drei Kinder, Tagebuch, 14.5.31). Das deutet wohl auf Flotow mit dem Potential eines Wutmenschen mit kurzer Zündschnur hin.

Flotow mußte bei seiner Beteiligung an solchen bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen von den Fememorden, die seit 1918 üblich waren, jedenfalls gewußt haben. Nach Januar 1933 wurden das Foltern und Hinrichten dann Regierungspraxis.

UA Untersuchungsausschuß zu Fememorden, Reichstag, 23.1.1926, hier: https://www.reichstagsprotokolle.de

Untersuchungsausschuss des Reichstages (23.1.1926) (5)

Auch begegnete Flotow an verschiedenen Orten z.B. den schon genannten Edmund HEINES (Edmund Heines – Wikipedi)a): bei den Roßbacher Freischärlern im Baltikum, im Zusammenhang mit der Schilljugend (möglicherweise auch in Bad Stuer- Die Anfänge – Stuer-Archiv) und dann, nach seinem SA-Beitritt, als sein Gruppenführer in Schlesien. Als „oberster Vollstrecker der geheimen Mordabteilung der schwarzen Reichswehr“ soll er vor 1933 mindestens achtzehn Menschen getötet haben (Wiki. Heines, Nachw. 20).

Heines,Edmund,SA,Bundesarchiv Bild 119-1231HEINES

Solche Morde waren auch ein Zeichen nach außen. Selten wurden sie in der Republik zum Teil gerichtlich behandelt. Im Jahr 1926 waren sie Gegenstand eines Untersuchungsausschusses des Reichstages (23.1.1926), aus dem hier und zuvor Textzitate gezeigt werden. (5)

 Untersuchungsausschuß zu Fememorden, Reichstag, 23.1.1926,

(Verhandlungen des Deutschen Reichstags)
Vorher und gleichzeitig waren sie Thema einer Serie von Berichten eines Insiders in der Weltbühne. (ab 18.8.1925, u.s.w., s..Anm.(8)

A.v. Flotow als Sportorganisator,1927/28, privat

Andreas v. Flotow (Mitte oben) als Sportorganisator 1927/28 (20)

Bei der Betrachtung der Lebensläufe von Funktionären der deutschen Nationalsozialisten und ihrer Revolutionsgardisten in der Weimarer Republik und später, stößt man auf ein der Mafia ähnliches Gerangel um Einfluß und Posten. Moralisch und psychisch auffällige Charaktere beförderten sich gegenseitig oder schalteten sich aus. Loyalitäten konnten kurzfristig wechseln. In diesem politisch maskierten Ausleseprozess waren Intrigen und Morde üblich.

 Untersuchungsausschuß zu Fememorden, Reichstag, 23.1.1926,

Untersuchungsausschusses des Reichstages (23.1.1926) (5)

((61) Huber, F., Rache der Verlierer. Die Erfindung des Rechtsterrors in Deutschland) und (62) )

So war UHL, (Julius Uhl – Wikipedia) der spätere Mörder von Andreas von Flotow, zum Beispiel schon 1932 neben RÖHM, dessen Adjutanten SPRETI-WEILBACH (Hans Erwin von Spreti-Weilbach – Wikipedia) und dem Chef des SA-Geheimdienstes Du-Moulin ECKARD (Karl Leon Du Moulin-Eckart – Wikipedia), eine der Zielpfiguren eines Mordkomplotts des obersten Parteirichters BUCH ( Walter Buch – Wikipedia). Das Ziel, die „Homosexuellen-Clique in der SA-Führung“ zu beseitigen, wurde dann aber erst im Juni 1934, in einer sehr viel umfassenderen Aktion, in die Tat umgesetzt.

Andererseits war UHL im Jahr 1932 von einer Handvoll SA-Führer auserkorener Attentäter auf HITLER.

Uhl, Julius, ermordeter SA-Killer

UHL

Diese hatten vermutet, dass Hitler mit seinem Vorhaben, auf legalem Weg zur Macht zu kommen, scheitern würde. Diese Befürchtung teilte von Flotow, nach seinem später hier vorgestellten Zeitungsbeitrag zu schließen, offenbar paradoxerweise mit seinem Mörder. In dieser Gruppe hatte man vor, die Eroberung der Staatsmacht durch einen gewaltsamen Umsturz erreichen zu wollen. Diese Vorgänge zeigen die Verworrenheit der Revierkämpfe enthemmter Charaktere, die sich, durchaus vom Wahlvolk beobachtet, an die Macht drängten.
„Im hinteren Zimmer versammeln sich unter dem Stabschef die SA-Führer. Sie werden von ihm und dem Führer orientiert. Für sie ist es am schwersten. Wer weiß, ob ihre Formationen gehalten werden können. Nichts ist schwieriger, als einer siegesgewissen Truppe zu sagen, daß der Sieg aus den Händen geronnen ist.“
(Goebbels, Tagebuch, 13.8.32, Joseph Goebbels – Tagebücher 1924 1945 (vol 1 2 3 4 5) : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive)

HITLER präsentierte diesen Mordplan von UHL, zeitlich für ihn passender, in einer Rede im Reichstag, ein Jahr später, am 13.Juli 1934. Das war dann der einzige konkrete Hinweis auf den angeblichen, in jenem Sommer vereitelten „Putsch“ :

aus: Hitler, Reichstagsprotokoll, 13.Juli 1934, www.reichstagsprotokolle.de

HITLER, Reichstag, 13.Juli 1934 (9)

Ob Andreas von Flotow, der mit seiner „wahrhaft völkischen Lebensanschauung seine Mission erfühlen“ (3) wollte, Anfang 1933 beobachtungsfähig genug war, wissen wir nicht. Was er aber gerade zeitlich im Leben noch wahrnehmen konnte, waren der Reichstagsbrand und seine Folgen (Reichstagsbrand – Wikipedia). Der Terror, der dieser inszenierten Angelegenheit in den Folterlokalen seiner SA folgte, dürfte ihm, ebenso wie dem ganzen Volk, nicht entgangen sein. Ob er wegen seiner Beziehungen zu Berliner SA-Kreisen wirklich interne Informationen zum Ablauf des Reichstagsbrandes hatte, die er hätte offenlegen können, bleibt eine vage Entlastungsvermutung aus späterer Zeit (1).
Weil Flotow im Frühjahr 1933 umgebracht worden war, erlebte er nicht mehr die “Nacht der langen Messer“ im Jahr darauf, Ende Juni 1934. ( 6.7) (  ep_118_web (8).pdf – E+P_2018-01_Auszug.pdf ) Da wurden neben seinem Mörder mindestens 100 andere Abweichler, Konkurrenten, Mitwisser früherer Intrigen (z.B. von GÖRING, GOEBBELS usw.) oder des Reichstagbrand-Komplexes, wie Karl ERNST  (Karl Ernst (SA-Mitglied) – Wikipedia ) in konzertierter Aktion umgebracht. Dazu auch einige wenige konservative Prominente mit denen auch AvF wohl Kontakt hatte: Kurzzeitreichskanzler von SCHLEICHER (Kurt von Schleicher – Wikipedia ), General von BREDOW (Ferdinand von Bredow – Wikipedia ). Die meisten der Opfer waren bekennende oder privatisierende Nationalsozialisten, wie der interne Hitler-Helfer und Konkurrent Gregor STRASSER ( Gregor Strasser – Wikipedia). Einige der Überraschten gingen von einem Irrtum aus, von dem der Führer, wie sie meinten, nichts wüßte, sofern er nicht andernfalls anwesend war, wie im Fall der Verhaftung der SA-Spitze (RÖHM, UHL, HEINES,. . . ).
Diese blutige Aktion wurde anschließend mit einem rückwirkenden(!) Gesetz als „Staatsnotwehr“ mit einem einzigen Satz legitimiert. Die Akten und Aufzeichnungen dazu wurden zum Teil systematisch vernichtet.
Ein Dokument aus dieser Aktion sei hier herausgegriffen, weil es an die letzten Lebensminuten von Andreas von Flotow erinnern könnte. Es stammt von Paul SCHULZ (Paul Schulz (Politiker) – Wikipedia), der selbst in den 1920er Jahren mit Mordtaten hervor trat und deshalb als Femerichter bekannt, verurteilt und frei gelassen wurde. Im oben abgebildeten Protokolltext des Reichstagsausschusses ist er erwähnt. Hier teilt er mit, angeschossen(!), mit Hilfe einer Schreibmaschine(!) in einem Kornfeld(!), was ihm kurz vorher passiert sein soll. Dabei ging er davon aus oder tat so, dass diese Hinrichtungen wohl vor DEM Führer verheimlicht worden wären.

Text von Schulz,Paul, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lehmann_SchulzKorrespondenz.pdf
Text von Schulz, Paul (10) 

Die Wahrscheinlichkeit ist sicher hoch, dass der so geschilderte Hergang das Ergebnis einer Absprache in Folge von Loyalitäten war, die sich vielleicht zufällig ergeben hatten. Im Ergebnis jedenfalls konnte SCHULZ, nach Einschaltung eines hohen Militärs und von GÖRING, kurzfristig das Land verlassen. Im Jahr 1940 wurde ihm sein Ersuchen aus dem Ausland, die Wiederaufnahme in die NSDAP zu erreichen, von HITLER abgelehnt. Im Jahr 1963 starb er in der Bundesrepublik.

(Liste der im Zuge des sogenannten Röhm-Putsches getöteten Personen – Wikipedia)
„Der Nationalsozialismus denkt nicht daran, abzutreten, er ist heilig entschlossen, sein Werk fortzuführen(. . . ). Wer ihn reizt, den schlägt er nieder“, schrieb Achim von ARNIM, SA-Oberführer und Professor für Wehrwissenschaften im September 1933 im Deutschen Adelsblatt. (11)

Während Andreas von Flotow zu diesem Zeitpunkt schon tot war, wurde die Gewaltspirale schrittweise gesteigert. Was mit einzelnen Morden begonnen hatte, steigerte sich schlafwandlerisch in einen enthemmten kollektiven Blutrausch gegenüber Millionen wehrloser Gefangener- Frauen, Kinder und Greise. Am fabrikmäßigen Gasmord und bei Massenerschießungen im (angekündigten) Vernichtungskrieg in Osteuropa durch SS-Einsatzgruppen, Polizeibataillone und gelegentlich Wehrmachteinheiten beteiligten sich 200 000 direkt tatbeteiligte willige Vollstrecker. Kriegshandlungen und Tötungsaktionen waren flankiert von einem massenhaften Drogeneinsatz, von Pervitin (Methaphetamin) im Marschgepäck bis zu Opiaten bei Führungsfiguren.

Vor dem Ende diese Rausches wurden die spät entschlossenen Attentäter des 20. Juli 1944 hingerichtet. In der Mehrzahl hatten sie zu den Verächtern der Republik und Sympathisanten der Machtübergabe an Hitler gehört. Später dann handelten sie mutig, durch Nazigegner unterstützt, scheiterten aber.
In der anschließenden letzten Kriegsphase setzte die massenhafte öffentlichkeitswirksame Hinrichtung kriegsmüder Deutscher ein.
( Liste von im Deutschen Reich hingerichteten Personen – Wikipedia ) (30)

Tausende Führeranhänger töteten sich dann 1945 selbst, parallel zu den Lichtgestalten der Bewegung, die sich im verpassten Endsieg der Verantwortung entzogen.
Diese massenhafte Selbsttötungen waren vorbereitet worden durch den Führerbefehl vom 19.3.1945. Der sollte die faktische Selbstvernichtung der übrig gebliebenen Deutschen einleiten, die sich gegenüber dem „stärkeren Ostvolk“ als das schwächere erwiesen hätten: „Was nach diesem Kampf übrig bleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen.“ (zit. Speer, A. HITLER, nach Haffner (12))

Auch der Gutsbesitzer von Stuer, Cuno Capsius, hatte am 2.Mai 1945 beschlossen, sich, seine Frau, zwei Töchter und eine Verwandte zu vergiften. Sich von Altenhof nach Neu-Stuer nähernde Panzer der Roten Armee hatten bei den Frauen die Entschlossenheit zur Flucht auf Fahrrädern bewirkt. Capsius, der auch Bürgermeister war, hatte sie jedoch davon abgehalten. (71)

Nach dem Ende dieser Straf- und Racheorgie wurden wenige Kriegsverbrecher später nach alliierten Gerichtsverfahren mit dem Tode bestraft, u.a. Gauleiter HILDEBRANDT.

Die Mord- und Hinrichtungsneigung Rechtsextremer hielt auch danach an (7). Sie begann in Deutschland nicht erst mit der Tötung des Zentrumspolitiker ERZBERGER (1921/ Matthias Erzberger – Wikipedia ) und wird wohl nicht enden mit dem CDU-Politiker Walter LÜBCKE (2019/ Mordfall Walter Lübcke – Wikipedia ).

Der letzte Mord eines gewalt- und waffenorientierten, minder vernunftbegabten Wutmenschen aus dem militanten Arm der Rechten in Deutschland, ist gerade zwei Tage her, seit dieser Text fertig gestellt war. Auch hier ist das Stichwort gebende, Hass und Wut schürende, organisierte Umfeld bis ins Parlament hinein erkennbar. Eine Aufmerksamkeitskonkurrenz zu islamistischen Mördern, gern auch auf Massenmorde abzielend, drängt sich dabei auf.

SPIEGEL online, 12.12.2020SPIEGEL online, 12.12.2020

Waffenbeschaffung, 12.12.2020 (13)

Das Zusammenfinden von damaligen gesellschaftlichen Gruppen und der NS-Bewegung, hängt nach Malinowski (14) mit sechs Faktoren zusammen, die hier kurz gefasst dargestellt sind. Sie beschreiben gleichzeitig auch das individuelle soziale und psychische Drama der Person des Andreas von Flotow in Wortwahl, Handeln und Schicksal.
Auch heute dürften sie uns bekannt vorkommen:
1.Radikalisierung als Reaktion auf Umbrüche: Von kleinen aktiven Minderheiten initiiert und gesteuert, kann Radikalisierung dann wirksam werden, wenn sie von einer passiven Mehrheit geduldet oder gar unterstützt wird und sich dann zu einer sich steigernden Spirale hochdrehen kann.
2.Vereinfachung und Polarisierung komplizierter Zusammenhänge: Durch Ausblendung von Wirklichkeit wird eine Weltsicht mit sich unvermittelbar gegenüber stehenden Freund-Feind-Polen behauptet, mit denen, statt auf Dialog und Aushandlung, auf Gewalt gesetzt und damit Überlegenheit angestrebt wird. Ein homogen angenommenes „Wir“ steht dann gegen „die Anderen“, als soziale Gruppe, Volk, Religion, Minderheit oder auch Verschwörer.
3.Emotionalisierung der Inhalte: Statt der Überzeugung durch Argumente, werden Affekte mit der Absicht bedient, emotional zu beeindrucken.
4.Brutalisierung der Sprache: Begriffe, Bilder und Symbole werden aggressiv aufgeladen.
5.Brutalisierung der Mittel: Forderung nach oder Schaffung von Organisations- oder Aktionsformen, mit denen „gekämpft, gefordert und hart durchgegriffen“ werden soll, am Ende auch gestorben werden könnte.
6.Tendenz zur Anarchie der erzeugten Gewalt: Die Steuerbarkeit von Richtung und Ausmaß der freigesetzten Gewalt geht im Prozess der Radikalisierung leicht verloren und führt zu einer Spirale von Zerstörung und Selbstzerstörung.

KARRIERE UND ABSTURZ – Andreas von Flotow in den Jahren 1931 bis 33

Flotow war am 1.Juli 1930 in die NSDAP in Breslau eingetreten, wo er vielleicht noch oder wieder als Paramilitär unterwegs war. Ab April 1931 begann er sich in München bei den Nazis zu betätigen, wo er zunächst mit SA-Stabschef RÖHM (Ernst Röhm – Wikipedia) aneinander geriet. Am 31.7.1931 fand er Aufnahme in der robusten Revolutionsgarde der Partei, der SA, als Adjutant des Stabes der Gruppe Schlesien im Rang eines Sturmbannführers (milit.= Major) unter Gruppenführer HEINES.

Andreas von Flotow, 1930
von Flotow in SA-Uniform, 1932 (15)

Damit hatte er wieder Anschluss gefunden an die Zeit zehn Jahre vorher, in der es ihm bis 1924 gelungen war, sich in Männerbünden hoch zu arbeiten. Es folgte am 10.9.1931 die Führung der Standarte 63 Oberschlesien und ab 20.1.1932 die der Untergruppe Ost/ Schlesien mit 3000 Mann Gefolgschaft (nach seinen Angaben in einem Bittbrief um Spenden für einen „Endkampf“ an die „Kaiserliche Hoheit“, die ehemalige Kronprinzessin, Herzogin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin; die Ehefrau des nicht mehr zum Zuge gekommenen Thronfolgers des deutschen Kaisers).

Von dort, aus Oppeln, bewarb er sich erfolgreich um ein Mandat für den 6. Deutschen Reichstag (31.7- 6.11.1932). Der war zu dieser Zeit bereits kaltgestellt und hatte nur noch protokollarische Bedeutung in einem autoritären Präsidialsystem. Solche Wahlautokratie erscheint uns heute auf der Welt wieder oder noch bekannt.
Die oberste SA-Führung beauftragte ihn dann, nach Aufhebung des zweimonatigen SA-Verbots, ab 1.Juli 1932 im Rang eines Oberführers (milit.= Oberst), mit der Führung der Gruppe Ostsee (eine von 18 deutschen Gruppen) in Stettin. Diese umfasste beide Mecklenburg-Länder, Lübeck und ganz Pommern. In dieser Zeit dürfte auch in Bad Stuer die SA-Führerschule auf dem Gelände der ehemaligen Wasserheilanstalt eingerichtet worden sein. Sie ersetzte die dort schon 1927 auf Initiative Flotows eingerichtete Sport- und Richtschule der Schilljugend, (Schilljugend – Wikipedia) des NSDAP-Wehrjugendverbandes seines ehemaligen Freikorpsführers ROSSBACH (Gerhard Roßbach – Wikipedia). ((6.3) rossbach.pdf ) In diesem Verband hatte auch HEINES, sein späterer SA-Gruppenführer in Schlesien, „seine Jungs“ trainiert.(68)

Zeitungsnotiz,Malchower Tageblatt, 20.Juli 1927, Jugendtraining von Roßbach (Freikorps) in Bad Stuer

Wenige Tage nach dieser Veröffentlichung geschah dann dies (69):

Malchower Tageblatt, Verhaftung von Roßbach am 26.7.1927 in Stuer

Zu jener Zeit hatten sich die politischen Verhältnisse in Mecklenburg bei den Landtagswahlen im Mai 1927 noch so abgebildet (70) :

Ergebnis Landtagswahl in Mecklenburg 1927, Malchower Tageblatt, 24.5.1927

Fünf Jahre später, im Sommer 1932, hatte die SA- Führung vor, bei einem eventuellen Wahlsieg auch in Berlin, wenn also HITLER als Reichskanzler eingesetzt werden würde, sich auf einen Linksputsch vorzubereiten. Andernfalls, bei knappem Unterliegen, wollte man selbst putschen. In beiden Fällen wurde mit Aufruhr oder Widerstand gerechnet. Schon zu dieser Zeit erwartete man dort mit blutrünstiger Vorfreude eine Nacht der langen Messer. Aus diesem Grund sollte die SA auf einen Marsch nach Berlin aus verschiedenen deutschen Landen vorbereitet und dafür bewaffnet werden.
Weil in Mecklenburg zu dieser Zeit schon eine nationalsozialistische Regierung existierte, sollten Waffen durch einen legalen „Behördenauftrag“ des Ministerpräsidenten GRANZOW beschafft werden. Diese wurden bei der Firma Mauser in Suhl bestellt.
Flotow, der ja immerhin Reichstagsabgeordneter(!) war, hatte von der Obersten SA-Führung in München den Auftrag, diese Waffen dann über weite Teile Deutschlands illegal zu verteilen. Die Bestellung sollte fünf Eisenbahnwaggons im Wert von 600 000 RM umfassen (16).
Durch einen Fehler und weil auch in Schwerin noch nicht alle Regierungsbeamten gleichgeschaltet waren, lief das schief (58). So wurde es auch in Berlin öffentlich.
„Es gelang mühsam die Sache einigermaßen wieder in Ordnung zu bringen, in dem die Waffen angeblich an die Waffenfabrik wieder zurückgegeben wurden. Tatsächlich waren die angeblichen Beauftragten der Waffenfabrik, die die Waffen zurückholen sollten, SA-Leute mit gefälschten Ausweisen.“ (J.v.Flotow, 3. Mai 1933 (17)).
Diese Angelegenheit geriet durcheinander mit einer Anzeige der Staatsanwalt Güstrow gegen Flotow. Der hatte im Vorfeld der Reichstagswahl am 31.Juli, also auch seiner eigenen Bewerbung, einen Propagandamarsch mit Kursteilnehmern der Führerschule von Bad Stuer nach Waren veranstaltet. Umzüge waren zu jener Zeit jedoch verboten. Im Kampf um die Mandate, bei der es zu Toten und Verletzten kam, war die SA maßgeblich beteiligt.
„Zu den Wahlen machen die Nazis große Propaganda- und Dauermärsche, bei denen jedes mal Blut fließt.“ (AMvF,Tagebuch, Juli 1932) (18)

Jedenfalls wurde Flotow, der nach München zu seinen Führern geeilt war, vorläufig aus dem Verkehr gezogen und nach Rom geschickt. In dieser Zeit hatte Gauleiter HILDEBRANDT ihn verleumdet und gegen ihn intrigiert. Der zu einer
Konferenz für Moral und Geschichtswissenschaft zum Thema Europa (14.-20.Nov. 1932) nach Rom gereiste GÖRING ( Hermann Göring – Wikipedia ), hatte Flotow dort getroffen und mit ihm diese Angelegenheit besprochen, Flotow hoffte geklärt zu haben.

Im Dezember, nach einer generellen Amnestie des Kabinetts von SCHLEICHER (20.12.1933), nach Stettin zurückgekehrt, sah sich AvF von seiner Dienststellung dort aber enthoben. Er sollte versetzt werden zur SA-Gruppe Rheinland nach Koblenz. Die gesamte Truppe war zum Jahreswechsel auf 700 000 Mann angewachsen und wurde ständig umgruppiert. Flotow aber war darüber empört und verlor die Kontrolle über sich. Er wollte in seine alte Funktion zurück und wurde darin auch von einem Ehrengericht der SA-Gruppenführer unterstützt.
RöHM aber konnte oder wollte ihn gegenüber HITLER nicht in alter Position verwenden, worauf Flotow diesen und Graf HELLDORF ( Wolf-Heinrich von Helldorff – Wikipedia) zum Duell forderte(!) und sein SA-Mitgliedsbuch nach München sandte. Seine letzte Patrone sollte dann aber ein pathetischer Zeitungsbeitrag werden.
Eine Beurlaubung ablehnend, war er daraufhin am 19. Januar 1933, also kurz vor der Machtergreifung, aus der SA – mit Aberkennung des Dienstgrades- und am 25. des Monats aus der NSDAP – mit Unterschrift Hitlers- ausgeschlossen worden.

War die bald darauf folgende Ermordung des Andreas von Flotow das Ergebnis einer persönlichen Feindschaft zwischen SA-Stabschef RÖHM oder aber Gauleiter HILDEBRANDT und diesem?

Mit Ernst RÖHM, dem frühen Förderer von HITLER, der zeitweilig in Südamerika war und 1931 zurück kam, um Stabschef der SA zu werden, hatte AvF in jenem Sommer in München „Unstimmigkeiten und Misshelligkeiten.“ Diese waren jedoch mit einer Erklärung Flotows ausgeräumt worden: „Ich versichere auf Ehrenwort, dass ich vom heutigen Tag ab jede mit den Widersachern des Stabschefs allenfalls geplogene (sic!) Verbindungen löse und mich bedingungslos hinter den Stabschef stelle. Ich werde ihm ein absolut treuer und zuverlässiger Mitkämpfer und Kamerad sein.“ (20.7.31, Erklärung (19) )
Gerieten autoritäre Hierarchien durcheinander, schien AvF hin und her zu flattern, bis die Reihenfolge, Herrscher und Beherrschter, wieder „absolut“ klargestellt war. Elterliche Erziehung und Charakterbildung hatten ihn auf kooperative Möglichkeiten dazwischen und eine realistische Selbstwahrnehmung nicht vorbereiten können. Autoritär geprägte Figuren, Bewegungen und Regime können mit Widersprüchen nicht umgehen. Weil sie nicht neben sich treten können, sind sie nicht steuerungsfähig und folgen stuer der festgelegten Richtung, dabei bedürftig sich anlehnend an Führungsgestalten.

Das Verhältnis der Gauleiter HILDEBRANDT und KARPENSTEIN, dem von Pommern, zu Flotow war dagegen sehr gespannt. In der Folge hatten sich HILDEBRANDT und AvF versucht gegenseitig aus der Partei ausschließen zu lassen.

Friedrich Hildebrandt, Gauleiter, verurteilter Kriegsverbrecher

HILDEBRANDT

Der hatte in einem anderen Freikorps ebenfalls im Baltikum und in Schlesien gekämpft und hatte stets begeistert Gewalt als Mittel politischer Auseinandersetzung angewandt. Nun stand er aber unter einer gewissen Beobachtung der Führung und war zeitweise als Gauleiter beurlaubt, weil er Otto(!) STRASSER (Otto Strasser – Wikipedia) unterstützt hatte und damit Agrarreformen (1926) „linker“ Nationalsozialisten, die den Großgrundbesitz gefährdet hätten. Hitler dagegen hatte manövriert und war spätestens 1930 den Interessen des landbesitzenden Adels entgegen gekommen. Die Probleme, in die der ehrgeizige AvF geraten war, kamen HILDEBRANDT im Kompetenzgerangel allerdings sehr recht.
Die Zuspitzung der Lage für die NSDAP Ende 1932, die weiter unten beschrieben wird, und die Flotow offenbar bewußt oder unbewußt befeuert hatte, waren aber übergeordneter Art. Für die Reduzierung des Verlaufs der Angelegenheit auf eine persönliche Feindschaft war sie zu öffentlich und zu komplex. Darauf weist auch eine nachträgliche Formulierung aus Schwerin (Staatsministerium) an das anfragende Reichsinnenministerium hin. Flotow sei “wegen landesverräterischer Umtriebe gesucht und festgenommen worden ist“ lautete eine Begründung aufgrund einer Anfrage aus den USA (14.Mai 1933).

BODEN und BLUT

Aus der unterschiedliche Herkunft Andreas von Flotows und HILDEBRANDTS, könnte sich ein allgemeiner Konflikt ergeben haben. Einer stammte aus mecklenburgischem Dorf-Uradel, der andere war Emporkömmling aus einer Landarbeiterfamilie. Das berührt die Frage nach dem Verhältnis von Nationalsozialistischer Deutscher Arbeiterpartei und dem in dieser Region ansässigen protestantischen Kleinadel. Gab es also eine Art von Klassenkampf im völkisch-nationalen Lager?

Andreas von Flotow, 1924, privat
von Flotow, 1924 (20)

Beiden gemeinsam war das Bestreben, die erste deutsche Republik, die nach der Revolution 1919 entstanden war, „das System“, zu zertrümmern. Es ging wie nach 1848 eindeutig und scharf um die Revision der Verhältnisse. Der sozial angeschlagene Adel, dem „seine“ Welt untergegangen war, wollte die Monarchie, den Ständestaat und seine Herrschaft und damit die Kontrolle zurück. Leibeigene gab es schon länger nicht mehr und auch Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter waren inzwischen wieder in ihrer Heimat. Viele vorher fügsam gehaltene Landarbeiter waren in die Industrie der großen Städte oder gleich nach Amerika gezogen. Ein Schub von Industrialisierung und Globalisierung führte auch zu einer landwirtschaftlichen Krise.
„In dieser Zeit sind allein 70000 Mark an Wechseln fällig, und es ist nicht angenehm, alle Geschäftsleute kniefällig bitten zu müssen. Andreas schläft jetzt oft mit Mitteln. Ich hoffe, es kommen noch mal wieder andere Zeiten.“ ( AMvF,Tb,11.2.28)

Der Bereich des Kriegshandwerks, eine vorher übliche Betätigung für Adelige, war mit Verlusten ausgegangen und danach nur sehr eingeschränkt möglich. Der Kaiser war für immer geflohen, der Großherzog zeitweilig. Aus dem Ausland fragte dieser dann an, was zu tun sei, „für den Fall, dass die republikanische Staatsform vorläufig von Bestand bleibt.“ (21)
Deutschland war um ein Siebtel seines Gebietes und zehn Prozent seiner Bevölkerung reduziert. Auch der Adel war wirtschaftlich in Not und konnte seine Lebensgewohnheiten nicht mehr aufrecht erhalten und wehrte sich gegen den Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Schon war zu spüren, dass gesellschaftlicher Einfluss nicht durch ererbte Tradition, sondern durch Leistung, welcher Art auch immer, zu erwerben sein würde.
„Wer weiß, was unsere Lebensaufgabe noch einmal sein wird. Vielleicht werden wir noch einmal ganz einfache Arbeit tun müssen.“ (AMvF.,Tb, 9.5.1928)
Für die entstandene Situation wurden der Finanz- und Industriekapitalismus und der städtische Liberalismus des Bürgertums verantwortlich gemacht und abgelehnt. Zur einfacheren Pflege eines Feindbildes wurde alles zusammen kurzerhand als jüdisch eingeordnet. Damit blieb dem Adel nur noch die Folklore, der Habitus seines Führungsanspruchs.
Anna Margarethe von Flotow notierte angesichts des herablassenden Verhaltens vom alten Flotow zu einem Verkäufer in Rostock: „Ich kann es nicht ausstehen, wenn Menschen, die unter uns stehen und sich nicht wehren können, so gemein behandelt werden. Wenn wir uns derartig benehmen, ist es dem Volk nicht zu verdenken, dass es unsere Führerschaft ablehnt, denn dann haben wir sie auch nicht verdient!“ (AMvF,Tb, 20.11.1926)

Man wollte Revanche für den Ausgang dieses mit begeistertem Jubel begonnenen und katastrophal ausgegangenen Krieges. Der adlige Anspruch auf Herrschaft war durch den der Führerschaft ersetzt worden. Zu der sei man durch adlige Tradition, Geburt und Erziehung berufen und bereit dazu unter der Bedingung, dass verbliebener Besitz nicht angetastet werde. Das war maximaler Dünkel beladener Anspruch bei minimalen sozialen Voraussetzungen. Jedenfalls wollte man oben bleiben, eben führen. Soziale Kompetenz im Sinn der Bereitschaft und Fähigkeit, das eigene Interesse im Bezug auf das Gemeinwohl zu denken und zu praktizieren, also Mehrheitskompromisse finden zu helfen, kam in dieser Selbstbezogenheit nicht vor. Die Reformunfähigkeit des Konservativismus war damit offenbar geworden. Das ergab Schnittmengen mit der deutschen Variante der völkisch-nationalen Konzepte, die Ruhm und Ehre wieder herstellen wollten. Sie hatten sich seit dem letzten Viertel des 19.Jahrhunderts herausgebildet und mündeten zum großen Teil in den Rezepten der NSDAP, die ein eigentliches Programm nicht hatte.

“ Im April wählen wir im 2.Wahlgang einen Reichspräsidenten. Hindenburg wird bestimmt gegen Hitler gewinnen. Ich wähle Hitler, den Fortschritt! Es ist gegen mein Gewissen, mit Hindenburg wieder das System zu wählen, das uns so ins Unglück gebracht hat.“ (AMvF, Tb, 28.3.1932)
Einige Gutsbesitzer hatten von Beginn an alles Völkisch-Nationale einschließlich der paramilitärischen Konterrevolutionäre mit Geld und eigener Infrastruktur unterstützt. Sie waren auch in den verschiedenen Freikorps führend vertreten. Der zunächst deutschnational orientierte Adel war Mitte der 1920er Jahre der plebejischen „demagogischen Bewegung“ (v. Oertzen) gegenüber noch reserviert. Parteien war man im Prinzip nicht zugeneigt, das hätte Aushandlung in einer parlamentarischen Veranstaltung bedeutet. Wenn nicht anders möglich, dann kam als Partei die Deutschnationale Volkspartei infrage. Das Nationale ging in Ordnung, war doch der niedere Adel heiratspolitisch nicht international verwoben. Das Sozialistische im Namen der NSDAP aber konnte bedeuten, dass „nationalbolschewistische“ Absichten einer Arbeiterpartei nicht auszuschließen seien.
Als Beispiel sei Wilhelm von OERTZEN (Roggow) (Wilhelm von Oertzen (1883–1945) – Wikipedia) genannt, der Vorsitzende und Aktivist der Herrengesellschaft Mecklenburg. Er unterstützte die NS-Bewegung finanziell, forderte aber deren „eigentumsfeindliche“ Absichten aufzugeben. Die hatte zunächst auch Gauleiter HILDEBRANDT vertreten, bis er von HITLER auf Kurs gebracht wurde. Dem zurückgekehrten Erbgroßherzog Friedrich FRANZ, der 1931 der NSDAP beigetreten war, beglückwünschte OERTZEN dazu und teilte diesem mit, dass ihn selbst nichts mehr von dieser Partei trennen würde, „nachdem sie ihre eigentumsfeindlichen Programmpunkte hat fallen lassen…“ .(22 )
OERTZEN versuchte schließlich vergeblich in die NSDAP einzutreten. Verhindert hatte es HILDEBRANDT, dem von OERTZEN unter anderem den Mord von AvF angelastet hatte. Nachdem seine Söhne auf den Schlachtfeldern des Eroberungskrieges starben, kühlte seine Zuneigung zu dieser Bewegung ab und er nahm sich 1945 beim Eintreffen der Roten Armee das Leben.

Sicher träumten nicht alle Großgrundbesitzer davon, nach dem Endsieg in den zu erwartenden Kolonien, weitere Güter zugeteilt zu bekommen. Jener andere mit sechs Söhnen schon, die dann als Träger deutscher Kultur, endlich auch mit dem erforderlichen genügsamen Menschenmaterial als Beute ausgestattet sein könnten:
„Sehr geehrter Herr HIMMLER! . . . ich habe drei Erbhofzulassungsanträge gestellt, zwei sind bereits genehmigt worden, . . Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich kurz wissen lassen würden, ob grundsätzlich die Möglichkeit des Ankaufs grösserer Güter im Osten nach Kriegsende für mich gegeben sein wird.“ (23)   „Heim ins Reich“ wurde hier als „Reich ins Heim“ verstanden.
Von der Aneignung fremden Eigentums und, wenig später, der Ausbeutung eroberter Länder, profitierten kurzfristig allerdings Millionen Deutsche aller Schichten, bevor sie anstelle von Hoffnung auf mehr, ihre riesigen Verluste erkennen konnten.

Dieses und die Person von OERTZEN stehen hier nur als prominente Beispiele. Einzelne Zitate oder Personen, aus dem Zusammenhang benannt, könnten aber manipulativ sein. Deshalb sei hier auf die Arbeit von Malinowski (11) verwiesen, die auf einer immensen Quellenauswertung von Archivmaterial, u.a. der Deutschen Adelsgewerkschaft, aber auch etlicher adliger Familienarchive und privater Tagebücher basiert. („Vom König zum Führer: Deutscher Adel und Nationalsozialismus“.) Sie belegt sehr differenziert eine seit 1930 im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil des Adels überdurchschnittliche Verquickung des Adels, mit der NSDAP, der SA, der SS und mit mittleren bis hohen Führungspositionen im NS-Staat, dem hohen Offizierskader der Reichswehr sowieso (24). Nur wenige Familien wichen davon ab, am wenigsten jene im ostelbischen Gebiet.
Eine seltene schonungslose Familienbetrachtung verfasste Dörte von Westernhagen. (Kurz: Drittes Reich – „… gedenkt des Führers und gelobt treueste Gefolgschaft“ (Archiv) (25))

Die rückblickende Erzählung, aus der Perspektive der Selbstdeutung des Adels in den 1950er Jahren, betonte dagegen gern eine Barriere gegenüber dem NS-System. Das lautete dann zum Beispiel etwa so, dass „der weitaus größte Teil des mecklenburgischen Landadels dem Nationalsozialismus durchaus ablehnend gegenüber“ gestanden hätte. „Die wenigen Anhänger des Nationalsozialismus aus diesem Kreise waren seltene Ausnahmen.“ (Graf von Bernstorff, 7.12.1956 (1))
Nicht selten machte man sich dann auch gern über die alberne Führerfigur lustig. Diese Sozialtechnik entsprach allerdings einer in der deutschen Gesellschaft üblichen individuellen Umbewertung der Fakten, seltener aber so kollektiv.

Ein Problem mit dem völkisch- nationalen Sozialismus hatte der Adel allerdings. Sein Blut, das von Generation zu Generation weitergereicht und in Eigensicht besonders hochwertig sei.
Dieses Kulturmodell war auf den Kopf gestellt worden, konnte aber im Interesse erhoffter Vorteile pragmatisch beiseite gelegt werden.
Die Fiktion des die Volksgenossen durchströmenden „reinen nordisch-völkischen Blutes“ stellte diese ältere, aber exklusivere Eigenkonstruktion eindeutig infrage.
Es konnte allenfalls in SS-Zuchtanstalten noch hochgebessert werden.
So wurde die bemühte Abgrenzung zwischen Adel und Volk, die sich praktisch oft genug gesundheitsschädlich ausgewirkt hatte, kurzerhand aufgehoben. Zwei Selbstüberhöhungen waren sich da in die Quere gekommen.
In Flotows jetzt folgender Aktionsbotschaft ist zehn Mal, jedoch nur noch allgemein vom Blut, auch „vom blutvollen Wollen“, „Blutstrom des Volkes“ oder „blutmäßiger Erkenntnis“ die Rede.

FÜHRERTUM UND GEFOLGSCHAFT

 Zeitungsbeitrag, unterzeichnet mit v. F., 3.1.1933, Tägliche Rundschau

Flotows Zeitungsartikel (3), erschienen am 3.1.1933 in der Täglichen Rundschau

Dieser Beitrag stellt kaum etwas anderes dar, als die ekstatische, fast wahnhafte Beschwörung einer populistischen Bewegung im gerade „errungenen Autoritätsstaat“. Rationalem Zugang verschließt er sich weitgehend. Politische Zusammenhänge sind in dem inhaltsarmen rhetorischen Gemisch von Parolen nicht erkennbar. Wie üblich bei verschwörungshaltigen Suggestionen, sind Klarheiten vermieden worden und wegen nicht erkannter Komplexität Symbole eher geraunt, was Menschen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne entgegen kommt. Zumal hier zu einer konservativen Revolution, einem Widerspruch in sich, geblasen werden sollte. Verschiedene Ausgangspositionen und Interessenlagen in der Gesellschaft wurden hier überklebt mit dem Begriff der „Gemeinschaft deutscher Menschen.“ In der Folge entwickelte sich diese dann später zu einer Volks- zur Kampfgemeinschaft, die dann zur Schicksals-, schließlich Opfergemeinschaft wurde.

Es handelt sich um eine mit Kampfeifer vorgelegte taktische Variante innerhalb des sich verbreitenden völkisch nationalen Wahns. Jetzt sollte es um alles gehen, das große Ganze, einen Entweder-oder-Konflikt. Diese Konstruktion ist gewaltanfällig und für ohnehin autoritär abgerichtete Personen eine Möglichkeit. Auf die verborgene Unsicherheit des Gläubigen weisen das Pathos der Kriegersprache und auch die zwanghafte Übersteigerung der behaupteten grandiosen Zustände hin: Man glühte in stärkstem Glauben, bei tiefster Erkenntnis und fester Entschlossenheit bei heißer Sehnsucht ! Die diffusen romantischen Floskeln, wie „unbewußt“, „instinktiv“, „erfühlt“ und Sprachbilder aus Erlösungs- und Rettungsmythen, waren der Versuch einer Selbstinszenierung im Rahmen des großen kollektiven Theaters. In diesem hoffte Flotow wohl noch eine Rolle spielen zu können oder wenigstens damit geschützt zu sein. Neben diesem Versuch mit erkennbarer Größenphantasie und Ansagerpathos Bedeutung zu produzieren, enthält der Text aber einige Formulierungen, welche die Parteiideologen zu dieser Zeit wohl bestimmten Stichwortgebern zuordneten.
Zuerst in der Überschrift: Kampfbund ?! Sollte das bereits als eine Werbeanzeige gedacht gewesen sein für die Kampfgemeinschaft Revolutionärer National-Sozialisten ?
Weiter hieß es „Die Gefolgschaft erfühlt den Führer,  . . . der so zum „Herzog“ wird“. Hier ergibt sich die Frage, ob v. Flotow von einem Stichwortgeber des esotherischen Faschismus und Hochstapler A.J. Lanz (von Liebenfels) und dessen „Neutempler-Orden“ beeinflußt war. (Zeitschrift „Ostara“ 1922: „Deutsche, wer soll führen, wer soll Herzog sein?“).
Dabei wird deutlich, dass auch die stets betonte Herrschaftlichkeit des Adels auf der anderen Seite jahrhundertelang an die weniger betonte Hörigkeit gegenüber dem absoluten Monarchen gekoppelt war. ( Die Verteidigung der Feigheit (Archiv) , DLF, (59) )
In „Herzog-und Gefolgsmann !“ erklärte 1927 selbst auf dem „linken“ Flügel Gregor STRASSER-: „In diesem urdeutschen ( . . .) Verhältnis von Führer zu Geführten liegt die Wesenheit des Aufbaues der NSDAP beschlossen.(26)
Als Ersatz für den verlorenen Kaiser wird „der Eine“ ersehnt, der mit einem Willen, von keiner Verfassung oder Gewaltenteilung gehemmt, Wunder bewirken sollte.
Gleichfalls klingt Otto STRASSERs Gerede vom Nationalsozialismus an, der eine revolutionäre Volksbewegung sei und „stärker ist als dieses kanalisierte Bett . . staatlicher Gesetzmäßigkeiten“ und dass er allerdings „über Hitler hinaus geht“.( Moreau, P., Nationalsozialismus von Links (27) ) Einer solchen populären Volksbewegung zur Überwindung „der hemmungslosen Demokratie“ in der Republik glaubte AvF sich demonstrativ anschließen, gar voran stellen zu müssen.

Die aktionistische Forderung: „Die Partei hat uns gedient im Staate der Parteien, . . . Jetzt muß sie sterben und neuen Formen Raum geben . . .“, erinnert dazu an Forderungen von STENNES, (Walther Stennes – Wikipedia) der sich „Revolution“ und „Sozialismus“ verpflichtet sah und HITLERS Legalitätskurs, auf den dieser sich 1930 im Ulmer Reichswehrprozess (Ulmer Reichswehrprozess – Wikipedia ) unter Eid festgelegt hatte, ablehnte.
Von Flotows Aufruf besteht aus einer Mischung von romantischer Unterwerfung und aufmüpfigem Revoltentum, mit dem Ziel, ein neues Führertum zu schaffen. In diesem Zusammenhang wird HITLER nur einmal erwähnt.

Bemerkenswert ist allerdings, dass der Begriff Rasse, ein Schlüsselbegriff im Weltbild von HITLER, wenn auch nie widerspruchsfrei definiert, im Text nicht vorkommt.
Zum Schluss bezog sich AvF mit robustem Optimismus auch noch auf Gott, der als „Lenker der Völkerschicksale“ dem „Führer der deutschen Freiheitsbewegung“ den Sieg verleihen würde.
Die Bereitschaft, sich weiterhin mit Tatendrang und Selbstüberhöhung als Führer von Gefolgschaften anzubieten, wird dabei jedoch nicht auf eine Berufung auf Adeligkeit begründet. Eher ist die Rede von denen, „die wir das gleiche Blut in den Adern spüren.“ Das dürfte auf eine Entfernung von der adligen Vätergeneration hindeuten, in dem es hingenommen wurde, dass die Herren sich zum Herrenvolk verdünnen müßten.
Mit den insgesamt 15 adligen Mitgliedern der NSDAP- Reichstagsfraktion hatte er
schon im September 1932 den Adel aufgefordert, „gegen Weltfremdheit und Kastengeist sich zum deutschen Sozialismus und dem neuen Reich unter der Führung Adolf Hitlers“ zu bekennen.(28)

Dennoch hielt sich AvF in seinem Artikel mit der Ersehnung eines „Herzogs“ womöglich auch die in verschiedenen, nicht nur monarchistischen Milieus, zu dieser Zeit diskutierte Restauration der Hohenzollern-Monarchie womöglich offen. So war z.B. in Italien die Kombination von König, Führer und Massenbewegung möglich.(66)

„Sozialistisch gewiß, aber vollkommen unsachlich und blind im Übereifer für die Partei und nicht mehr für das Wohl des deutschen Reiches. Es ist entschieden der Höhepunkt überschritten.“ (Anna M.v.F., Tb,15.9.1932, ein halbes Jahr nach ihrer Wahlentscheidung für Hitler)

Spaltungskrise der NSDAP
Nach der erneuten Reichstagswahl im Herbst 1932 hatte die Partei zwei Millionen Wähler weniger, was den Verlust von 34 Mandaten bedeutet hatte.
Damit gab es die taktische Bestrebung von Teilen der Partei, die NSDAP zu spalten, weil man HITLER für unfähig hielt oder aber für zu legalistisch.

Auf der anderen Seite GOEBBELS dazu: „Wenn in der Partei selbst kein Bruch eintritt, dann werden wir das Spiel bestimmt gewinnen.“ (Goebbels,Tb, 27.11.33)

Ziel dieser Gruppierung war, eine mit Gregor STRASSER sympathisierende Anhängerschaft zur Mitarbeit an einer Koalitionsregierung zu gewinnen. Das sollte durch einen Staatsstreich der Reichswehr und die Installation eines Querfront-Bündnisses zwischen dem „linken“ Flügel um G. STRASSER als Vizekanzler, Sozialdemokraten und Gewerkschaften in einem Kabinett von SCHLEICHER erreicht werden.((60) Kissenkoetter, U., Gregor Strasser und die NSDAP)

GOEBBELS: „Strasser vertritt den Standpunkt, daß Schleicher toleriert werden müsse. Der Führer hat mit ihm die schärfsten Zusammenstöße. Strasser malt wie immer in der letzten Zeit die Lage in der Partei schwarz in schwarz. Aber selbst wenn dem so wäre, man darf vor der Resignation der Massen nicht kapitulieren. Durch einen Zufall erfahren wir auch den wahren Grund der Strasserschen Sabotagepolitik: er hat am Sonntagabend mit General Schleicher eine Unterredung gehabt, in deren Verlauf der General ihm den Posten eines Vizekanzlers anbot . Strasser hat dies Angebot nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern seinen Entschluß mitgeteilt, bei einer eventuell kommenden Neuwahl eine eigene Liste Strasser aufzustellen. Das ist also schlimmer Verrat am Führer und an der Partei.“
„Wer jetzt Verrat übe, beweist damit nur, daß er die Größe unserer Bewegung nicht verstanden habe.“ (Goebbels, Tb, 5.12.32)

„Artikel »Tägliche Rundschau«. Strasser als der große Mann. . . Hitler soll kalt gestellt werden.“
Wegen der drohenden Spaltung der Partei: „Hitler sagt, wenn die Partei zerfällt, mache ich in 3 Minuten Schluß.“ (Goebbels, Tb, 9.12.1932)
Schon nach dem Scheitern des Münchner Putsches hatte Hitler die Absicht gehabt, sich zu erschießen.
„Strasser ist isoliert. Toter Mann! Dafür habe ich 6 Jahre gekämpft.“ ( Goebbels, Tb,10.12.32)

Am 5.Januar 1933, zwei Tage nach dem Erscheinen des Flotow-Artikels, hatte H. ELBRECHTER ( Hellmuth Elbrechter – Wikipedia), ein persönlicher Berater SCHLEICHERs, ebenfalls in der Täglichen Rundschau ein Treffen von HITLER mit von PAPEN ( Franz von Papen – Wikipedia) in Köln fotografisch enthüllt. Diese geheime Zusammenkunft war folgenreich, weil PAPEN sich mit HITLER gegen SCHLEICHER dabei verbündet hatte. PAPENS Überredung HINDENBURGS stellte dann die Weichen für die Machtergreifung HITLERS.

Am 12.Januar begann die Affäre des einflussreichen Abweichlers, SA-Gruppenführers und Reichstagsabgeordneten STEGMANN. (Wilhelm Stegmann (Politiker) – Wikipedia) Im Raum Franken hatte der ein eigenes Freikorps gegründet und gab eine Zeitschrift zur Propagierung der „Reinheit der nationalsozialistischen Idee“ heraus. Am 19. Januar trat er aus der NSDAP aus, kam damit einem Ausschluss zuvor. Das war der Tag, an dem der SA-Ausschluss Flotows datiert ist !
STEGMANNS neuer Organisation schlossen sich etwa 1000 Mitglieder an . . . zwischen 1500 und 2000 NSDAP-Mitglieder verließen zusammen mit STEGMANN die Partei (29).
Derartiges sollte sich im deutschen Norden mit und um Andreas von Flotow nicht wiederholen.
Dieses Freikorps und die Zeitschrift wurden am 13. März 1933 verboten und STEGMANN ab 23.März in Gefängnissen und Konzentrationslagern bis 1938 festgehalten. Zur Bewährung an der Front kam er im Krieg in einer SS-Sondereinheit an der Ostfront zu Tode.

„Thema Strasser. Der ist im Begriff, uns an Schleicher zu verraten.
Aber er wird seinen Lohn erhalten.“ (Goebbels, Tb, 14.1.33)

Die Wortmeldung Flotows am 3. Januar 1933 in der Öffentlichkeit wird den Parteifunktionären jedenfalls als ein Beitrag in einer Serie von Vorstößen erschienen sein, die für die Partei auf einen gerade aktuellen Kipppunkt hinsteuerten. Die Lage der NSDAP wurde vom Führungspersonal so ernst genommen, wie sie im Parteiausschluss dargestellt worden war. Darum lag es nah, einen Dorfadligen, dessen NS-Karriere etwas zu steil und für sie nicht mehr berechenbar verlaufen war, aus dem Verkehr zu ziehen. Wer sich nicht gleichschalten ließ, war auszuschalten!

Die Begründung für diesen Ausschluss war, Flotow hätte „in einer der Bewegung ablehnend gegenüberstehenden Zeitung . . . einen Artikel veröffentlicht, der Angriffe gegen die Partei enthält“, . . . „da die Bewegung sich gegenwärtig in schwerstem Weltanschauungskampfe befindet“, in dem gerade jetzt von jedem Parteigenossen, erst recht von jedem Führer straffste Disziplin und Unterordnung gefordert werden muß.“ ( 25. Januar 1933)

Der vorangegangene Ausschluss aus der SA wurde zurück geführt auf „eine Verletzung der Treue- und Gehorsamspflicht“ durch veröffentlichte Auffassungen „unter ausdrücklicher Berufung auf Ihre Eigenschaft als höherer SA -Führer“ . . . „die den politischen Richtlinien des Parteiführers zuwiderlaufen und die in diesem Zeitpunkt geeignet waren, die Interessen der NSDAP zu gefährden.“ ( 19. Januar 1933, Hervorhebung in beiden Fällen von JD)

GOEBBELS: „Furchtbare Anklagen gegen Gregor. Seine besten Freunde verlassen ihn. . . .
Strasser wird ausgeschlossen, sobald er sich mausig macht.  . . Hitler ist zu allem entschlossen .
Hitler hat einen vollen Sieg errungen. Der Fall Strasser ist ausgestanden. . . Armer Gregor! Seine besten Freunde werden ihm geschlachtet.“ (Goebbels, Tb,17.1.33)
Und nach dem Ausschluss bzw. Austritt von FLOTOW und STEGMANN am
19.1.33:
„Hitler mit Riesenjubel eingezogen. Redet fabelhaft. Scharf gegen Strasser: »Parteidefätisten das Genick brechen«.“ (Goebbels, Tb, 21.1.33)

Auf den Autor des Zeitungsartikels war die SA-.Führung von einem ehemaligen Leiter der Führerschule in Bad Stuer aufmerksam gemacht worden.
Hinweise auf abweichendes Verhalten vom Parteikurs aber wurden in der damaligen Zeit auch in der eigenen Umgebung registriert.
Der eine stammt von seinem Bruder Jürgen vom 3.Mai 1933 (17), der drei Tage nach dem Mord, wohl in Verkennung der Brisanz, mitteilte, dass AvF nach SA- und Parteiausschluss „zeitweise für das Reichswehrministerium arbeitete.“
Andere, privat gebliebene Hinweise schrieb Anna Margarethe von Flotow am 20.4.1933 in ihr Tagebuch: „Von Andreas hatte ich einen Brief, in dem er schreibt, daß er Spionagedienste in Polen macht. Es soll sonst niemand wissen, er hofft dadurch gut zu verdienen. Er schreibt wütend über die Nazis, die ihn verdächtigten und verfolgten, weil er unsaubere Sachen von ihnen wüßte. Es wäre eine Saubande und eine dolle Futterkrippenpolitik!“
Dieselbe am 12.5.33, also nach dem Mord: „Es lag nur der Verdacht des Verkehrs mit Hugo STRASSER (gemeint ist Otto! J.D.) vor, einem Mann, der gleich ihm aus der Partei raus war und der Einzige, der eine saubere Weste hat, wie Andreas mir in seinem letzten Brief schrieb.“

Otto STRASSER aber war nicht rausgeworfen worden, er war schon Mitte 1930, als AvF gerade eingetreten war, mit Pauken und Trompeten ausgetreten, parallel zur Verfassung einer Kampfschrift: „Die Sozialisten verlassen die NSDAP.
Der Bezug zu Otto STRASSER deckt sich mit dem vorhandenen „Sammelmaterial-Beweismaterial gegen einen Fluchtversuch“ (33) der Angehörigen bzw. Anhänger Andreas von Flotows, in dem seine Treue zur Partei beteuert wurde: “ . . auch wenn STENNES, STEGMANN und andere mit ihm Fühlung nahmen.“
Wie einseitig diese Fühlung war und welchen Einfluss sie auf das behauptete Wirken Flotows „bis zu seinem Ende stets im Sinne der NSDAP gearbeitet“ zu haben, bleibt offen (Sammelmaterial 1933, anonym zitiert, (33)).
Die private Teilnahme von AvF bei der bekenntnishaften Veranstaltung am Tag von Potsdam, zu der es den Zivilisten noch am 21.März 1933 gezogen hatte, bedeutete allerdings, dass er ein starkes Bedürfnis hatte, dabei zu bleiben und auf keinen Fall als Absteiger angesehen sein wollte. Bei dieser Gelegenheit hatte der dort neben Hindenburg und Hitler auftretende Ex-Kronprinz Wilhelm seine Erklärung für den Führer demonstriert. Bereits ein Jahr vorher hatte er mit einer Wahlempfehlung für Hitler eigene „Herzogs“-Pläne aufgegeben. An jenem 21.März war passgenau auch das Konzentrationslager Oranienburg eröffnet worden.

Im Kampffront-Artikel hatte sich AvF auch aus Otto STRASSERs Phrasen bedient, ohne sich dabei allerdings auf das seltsame Bestreben einer möglichen Verbindung von national Völkischem und Sozialismus zu beziehen. Die hätte eher im sozial- kollektivistischen einer Volksgemeinschaft, als in der Eigentumsfrage bestanden haben können.

Welcher Art war die 1933 eingeräumte kurzzeitige Tätigkeit für das Reichswehrministerium?
Dort leitete Generalmajor von BREDOW, als Stellvertreter des Ministers und Reichskanzlers von SCHLEICHER, die Abteilung Abwehr im Ministeramt und dessen Informationsdienst.
In dieser Abwehrabteilung wurde auch internes Material über führende Kreise von NSDAP, SA, SS, KPD gesammelt, einschließlich medizinischer Akten über den Geistes- und Gesundheitszustand Adolf HITLERs. Zu diesem Zeitpunkt ging es dort hauptsächlich um die inneren Verhältnisse und Pläne zu einem möglichen Einsatz der Reichswehr zum Schutz des Staates.
Zu von SCHLEICHERs außenpolitischen Plänen gehörte auch eine gewisse militärische Verständigung mit der Sowjetunion. Immerhin hatte Deutschland seit 1926 einen Freundschafts- und Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion. ( Berliner Vertrag (1926) – Wikipedia ) Den hatte Hitlers Regierung dann im Mai 1933 noch einmal verlängert, ebenso wie die Kooperation Reichswehr-Rote Armee.

Nun sollte zu Lasten Frankreichs eine Neugliederung Europas angestrebt werden.„Von der Bendlerstraße wurden Fäden nach Moskau gesponnen“ erinnert ROßBACH, auch meinte er, dass die Schwarze Reichswehr ein sowjetischer Vorschlag gewesen wäre, um mit deutscher Bewaffnung die Franzosen von der Verteidigung Polens abzuhalten. (34) Könnte die erwähnte „Spionage“ von Andreas von Flotow in Polen im April 33 in diesem Zusammenhang gesehen werden? Dort, an der östlichen Grenze oder im Baltikum hatte er ja gewisse Ortskenntnisse. “ Eine enge Verbindung mit Moskau, der Ausbruch nach dem Osten, war eine beliebte Rettungsphantasie auch für Teile der nationalistischen Rechten in Deutschland.“ Dies galt auch für den linken NSDAP-Flügel um Strasser.(Koenen,G., (67))
Mit der Entlassung von BREDOW am 1.Februar 1933 war Flotow dann aber der Auftraggeber abhanden gekommen. Somit hatte er also vom SA-Ausschluss vom, jedenfalls so datierten, 19.Januar nur wenige Tage Zeit für diese Art von Beschäftigung.
General BREDOW wurde im Folgejahr, ebenso wie sein Chef, der ehemalige Reichskanzler von SCHLEICHER, am 30.Juni 1934 getötet.

Linkssympathie Flotows in Querfront-Konstruktionen?
Hatte AvF wirklich zeitweilig auch inhaltlich mit den „links“-national-sozialistischen Tendenzen, die allerdings antimarxistisch waren, von Otto STRASSER sympathisiert? Eher unwahrscheinlich, auch weil sie seinen engeren Interessen als potentiellem Gutsbesitzer widersprochen hätten. Dem Gauleiter und Konkurrenten HILDEBRANDT waren solche von Hitler ausgetrieben worden, so dass dieser schließlich weitermachen konnte.
Anna Margarethe von Flotow dazu (21.3.1926):
„Andreas benutzt den Sonntagmorgen, um sich die 3 größten Spartakisten „zu kaufen“. Sie sitzen zusammen in seiner Stube und er versucht ihnen die Schande klar zu machen, daß sie die Fürstenenteignung unterschrieben haben. Was sind das für Zeiten!“ Die Leute sind „inkonsequent wie die Kinder. Der eine Mann bläst im Posaunenchor zum Geburtstag des Herrn Grafen und in der Kirche, wählt aber Sozialdemokrat und ist Betriebsrat.“
( Fürstenenteignung – Wikipedia)

Hatte AvF, wie es HILDEBRANDT ausgesagt haben soll, wirklich den kurzzeitigen Reichskanzler von SCHLEICHER getroffen, der eine Querfront und damit eine Spaltung der NSDAP anstrebte, dazu einen Reichswehr-Putsch?
Jedenfalls hatte Flotow Anfang Januar ja in dessen Hausblatt Tägliche Rundschau seinen diffusen Artikel veröffentlicht. Die Wirkung des redaktionellen Vorspanns, der einen oberen SA-Führer als „nationalen Sozialisten“ einführte und die Überschrift „Partei oder Kampfbund?“ hätte Flotow klar sein müssen.
Hatte er im Februar dann interne Kenntnisse über den wirklichen Ablauf des Reichstagsbrandes (wie später, 1956, erwogen wurde), die er möglicherweise über HEINES erfahren haben könnte? Ist er wirklich zuletzt noch pro forma Mitglied in der Funktion eines Kreisleiters in Otto STRASSERs Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten (KGRNS) geworden? Was davon könnte propagandistische Behauptung seiner Konkurrenten gewesen sein? Oder wollte er überall gleichzeitig dabei sein, um später wieder zu wechseln?
„. . . während er unglücklich und unzufrieden immer von neuem nach Glück sucht und ewig unbefriedigt bleiben wird.“ (AMvF,Tb,30.3.31)

Gab es lediglich Kontaktaufnahmen von STRASSER, STENNES und STEGMANN zu AvF als möglichem Mitstreiter?
Zwischen der KGRNS und der KOMMUNISTISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS (KPD) hatte es wohl einen begrenzten Mitgliederaustausch gegeben, obgleich es neben revolutionären Phrasen in ersterer Gruppierung linke oder sozialistische Ziele eher nicht gab. Die KPD wiederum hatte sich seit einer Programmerklärung im August 1930 bekannt „zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes“ (!).

Welche Art von selbstgewisser Umarmungsstrategie man unter diesen „linken nationalen Sozialisten“ und Querfrontlern erkennen kann, zeigt der Brief eines Freundes an Andreas vom 8.3.1932: „Es gibt hier noch zu viel Hindenbürger und Systemlinge. Man bekommt manchmal Wutanfälle bei so viel Dummheit und Egoismus. Vielleicht wird mein alter guter Kandidat Teddy Tählmann (sic!) nochmal den Linken die Augen öffnen.“ (Hubert von Stralendorff)

Die Verwirrtheit muß sehr groß gewesen sein. Die KPD (mit Roter Frontkämpferbund), von Moskau und der Kommunistischen Internationale auf Kurs gehalten, bekämpfte, teilweise an der Seite der Nazis, die Sozialdemokraten (mit Reichsbanner) als „Sozialfaschisten“! Beide Seiten bekämpften das System aus unterschiedlichen Motiven- Verrat an den Arbeitern und Pakt mit den Kapitalisten einerseits, Verrat an der kämpfenden Front, der vom Heerführer HINDENBURG in bekannter Schuldumkehr ersonnenen Dolchstoßlegende andererseits. (Dolchstoßlegende – Wikipedia)

SPD-Plakat, RT-Wahl Dez. 1932

SPD-Plakat zur Reichstagswahl im Dezember 1932 (35)

Um den Krieg aufnehmen, bzw. wie es die Nationalsozialisten verstanden, fortsetzen zu können, mussten jedwede organisierten Kräfte ausgeschaltet werden. Das bedeutete „Abschaffung aller linken Parteien- und warum dann nicht, in einem Aufwasch, gleich aller Parteien? Da man aber das, was hinter den linken Parteien stand, die Arbeiterschaft, nicht abschaffen konnte, musste man sie politisch für den Nationalismus gewinnen, und das bedeutete, . . man musste ihr Sozialismus bieten, jedenfalls eine Art von Sozialismus, eben einen Nationalsozialismus.“ (Haffner,S.( 36) )
Auch GOEBBELS hatte, bevor er sich dann sehr eng HITLER angeschlossen hatte, zu den „Linken“ in der Partei geneigt. Neben seiner Wendigkeit war er sich seiner demagogischen Rolle als Rattenfänger wohl bewußt: „Ich mache in einem Artikel scharfe Ausfälle gegen die „vornehmen Leute“.
Wollen wir die Partei intakt halten, dann müssen wir jetzt wieder an die primitiven Masseninstinkte appellieren.“ (Goebbels,Tb, 4.9.1932).

Flotow als „Kampfkreisleiter“ der „Kampfgemeinschaft Revolutionärer National-Sozialisten“ ?
Seriöse und weniger fundierten Veröffentlichungen über von Flotow weisen auf eine angebliche Tatsache hin, nach der dieser als „Kampfkreisleiter“ der Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten von Otto Strasser anzusehen sei.
Als erstes stellt sich die Frage, wann das gewesen sein sollte. Der NSDAP-Ausschluss war, wie der aus der SA, in der zweiten Januarhälfte erfolgt. Also käme dafür nur wenig Zeit in Betracht. Verboten worden ist die KRNS bereits am 15. Februar. ( Schwarze Front – Wikipedia )
Die wahrscheinlich einzige(?) Quelle, auf die man sich dabei bezieht, ist ein Polizeibericht vom 5.Juni 1933 aus Hannover mit „Nachforschungen in Bezug auf die KGRNS“ (37). Mit dem Hinweis auf in diesem Kreis kursierende Aktenduplikate in Sachen Reichstagsbrand, würde in deren Umfeld behauptet werden, „dass die Brandstiftung unter Leitung von HEINES von SS bzw. SA-Leuten ausgeführt worden sei.“ (Es folgen einige wenige ungenau Details). HEINES kannte AvF spätestens aus Schlesien als sein Gruppenführer, davor auch aus dem Zusammenhang mit der Schilljugend, damit eventuell auch der Schule in Bad Stuer.

Unter Pkt. 5.) bemerkt der Kriminalbeamte dann weiter:
„In Kreisen der Kampfgemeinschaft wird das Gerücht verbreitet, dass Hauptmann a.D. STENNES und der Kampfkreisleiter von Mecklenburg, FLATOW (sic!), von SS-Leuten bzw. Hilfspolizisten ermordet worden seien.“
Dieser Satz enthält vier Aussagen, von denen mindestens drei sich als unrichtig herausstellen:
STENNES war im Februar 1933 bereits von der SA verhaftet und in einem Sondergefängnis festgehalten worden (38). Eventuell befand er sich zum Berichtszeitpunkt aber auch bereits im Ausland. FLATOW hieß von FLOTOW (nur Tippfehler?). Dieser aber wurde von namentlich bekannten, zu diesem Zeitpunkt noch lebenden, SA-Leuten mit Hilfspolizei-Befugnissen ermordet (Hilfspolizei – Wikipedia). Dies war kein Gerücht, sondern presseöffentlich und hatte über größere Kreise für Aufmerksamkeit gesorgt.
Warum sollte dann einzig die vierte Nachforschungsmitteilung der politischen Polizei mit der Realität übereingestimmt haben? Wurde sie dennoch verwendet, weil sie so eindrucksvoll klingt, obwohl es sich um eine marginale mitgliederschwache Splittergruppe handelte? Dieser Verein war hauptsächlich im Zusammenhang mit Trennungen, Zusammenschlüssen und Abspaltungen aufgefallen.
Oder leitete sich diese Feststellung hauptsächlich aus der Überschrift Kampfbund des Zeitungsartikels ab?
Tatsächlich möglich wäre allerdings aber auch, dass sich der aus einem Männerbund Ausgestoßene unbedingt sofort einem anderen, und dann natürlich als höhere Führungsfigur, anzuschließen gedachte.
Nach Moreau (27) bestand die KGRNS zum Jahreswechsel 1932/33 aus deutschlandweit 2200 bis 6500 Mitgliedern, die nicht alle aktiv waren. Viele davon, „die von Hitlers scheinbar erfolglosem Kampf um die Macht enttäuscht waren und im Strasserschen Aktivismus eine Antwort auf ihre revolutionäre Ungeduld sahen“, (39) hätten die NSDAP aus taktischen Gründen verlassen. Über Deutschland verteilt waren diese Mitglieder auf geografisch begrenztem Raum anzutreffen (40), dabei in Mecklenburg kaum.
Allerdings: „Wie die Archive zeigen, setzte sich der Beitrittszustrom zur KGRNS auch nach ihrem Verbot im Februar 1933 fort; denn in den Monaten Januar und Februar traten innerhalb der NSDAP Unstimmigkeiten auf, so dass die Übertritte zur KGRNS andauerten. Es ist wahrscheinlich, dass die Kampfgemeinschaft genau in dem Moment eine der höchsten Mitgliederzahlen ihrer kurzen politischen Existenz erreichte, als Hitler an die Macht kam.“ (41)

Im März und April 1933 aber waren lokale Führungsgrößen der KGRNS schon verhaftet und verhört worden (42). Ende April war dann Andreas von Flotow getötet worden. Die entscheidende Verhaftungswelle erfolgte am 10. Juni, als 26 Funktionäre, dabei die meisten Kampfkreisleiter, insgesamt 200 Personen, ins Gefängnis kamen. „Durch 95 weitere Verhaftungen am 26.August wurde die KGRNS-Spitze endgültig zerschlagen.“ (43) Bei einer Betrachtung, wie sich Nationalsozialisten untereinander behandelt hatten, wären die weiteren Einzelschicksale dieser Personen eine Untersuchung wert.

Flotow mit Abstiegskränkung?
Hatte der ehrgeizige AvF, als autoritätsbegeisterter „Krieger im Geiste und mit der Faust“, die krisenhafte politische Zuspitzung im „germanisch- deutschen Führertum“ (Kampfbund- Artikel) um den Jahreswechsel 1932/33 in München und Berlin nicht richtig erfassen bzw. „erfühlen“ können und dabei seine Möglichkeiten überschätzt?
Es ist wahrscheinlich, dass Flotow den Karriereschub im Jahr 1932, die Oberführerschaft über ein paar tausend Partei-Revolutionsgardisten, das kurze Abgeordnetenmandat für den Reichstag, die parallele geheime und reichsweite Bewaffnungsaktion, in der er eine wichtige Rolle spielen sollte und die er dann als gescheitert erlebt hatte, nicht verkraftet hatte. Uniformierte Macht als Ersatz für fehlende seelische Stabilität war ihm abhanden gekommen.
Davor, ab 1924, wechselte er in der Agrarkrise von einer ökonomisch prekären Stelle als Gutsverwalter zur anderen, hatte sich in seinen persönlichen Beziehungen verlaufen, und erlebte die Pleite des elterlichen Gutes in Stuer:
„Gestern sollte Stuer zwangsversteigert werden. Ich hoffe, daß es nicht dazu kommt, denn es ist zu schlechter Boden. Wenn es nicht jemand seiner landschaftlichen Schönheit wegen kauft, dann wird sich kein Abnehmer finden. Ach, wie leid täten mir die Alten und erst Andreas, der sowieso schon heimatlos ist!“ (AMvF,Tb,1.5.1932)

 Andreas von Flotow, 1925, privat

von Flotow, 1925 (44)

Andreas von Flotow hatte es wahrscheinlich zu tun mit einer autoritär geprägten und weitgehend empathiefreien Eltern-, besonders Mutterbeziehung oder -dominanz, der geborenen GRÄFIN Bernstorff, Tochter einer innerfamiliären Bernstorff-Heirat. Als „erstgeborener Sohn“ stand er vermutlich unter erheblichem Erwartungsdruck. Dieser und selbst gesetzter Anspruch überforderte aber erkennbar seine Möglichkeiten.

Im 33. Lebensjahr, körperlich voluminös geworden, forderte er, wie aus der Zeit gefallen, mutwillig zum Duell !? Das war eine robuste Variante von Aufmerksamkeits- und Anerkennungsbedürftigkeit. Sicher wollte er, seelisch entsichert, trotzig und süchtig, weiter hoch hinaus. Dann eben mit anderen, HITLER möglicherweise (noch) ausgenommen.
Auch der Zeitungsartikel war schon eine Art Duell, er wußte, wo er ihn veröffentlichte. Oder durchschaute er das nicht? Konnte er als emotionalisierter, wahrscheinlich unausgeglichener Mensch, der gelegentlich zwischen Selbstmitleid und auftrumpfender Selbstbewunderung schwankte, die Gefahr nicht erkennen? Hatte seine Überzeugung die Wahrnehmung der Realität stark getrübt? Konnte er nicht erkennen oder auch auf sich selbst beziehen, dass diese kriminelle Vereinigung, die dabei war, mit Faustrecht an die Macht zu drängen, von Beginn an, keine Tötungshemmung hatte und über Leichen ging?
So „lasse ich diesen halt- und ziellosen Menschen gehen . . .“ ( AMvF, Tb, 31.5.30)
War die narzisstische Kränkung eines Aufsteigers, der in dieser Horde uniformierter Männer inzwischen seinen Lebensinhalt gefunden hatte, zu groß für ihn? Seine sprunghafte, gelegentlich cholerische Verfaßtheit kollidierte mit deren archaischer Weltsicht, die nicht auf Dialog und friedliche Lösungssuche, sondern auf Rechthaben aus war.
Schuldverschiebung als Ausweg aus der eigenen unrealistischen Logik bei ichfixierten Personen, die sich auch gern bestimmten Großgruppen anschließen, ist deutlicher von außen erkennbar:
„Möchte er nur klug und einsichtig genug sein und nicht, wie bisher, alles anderen Menschen und den Umständen in die Schuhe schieben, sondern die Folgen seiner Tat mutig auf sich nehmen . . .“ (AMvF,Tb, 30.12.1930)
Eine immerhin problematische Figur wie HEINES zum Beispiel, hatte, allerdings 1927, Partei- und SA-Ausschlüsse, die bei interner Rebellion zum Arsenal der Disziplinierung gehörten, überstanden und war später wieder aufgenommen worden.

Auch Andreas von Flotow hätte einlenken und abwarten können, war allerdings auch im Zusammenhang mit seinem Lebensstil wirtschaftlich unter Druck. Zu sehr war er aber wohl inzwischen auf die psychische Konstellation Führer- Gefolgsleute fixiert. So musste er versuchen sich weiterhin trotzig zu beweisen: Abwehrabteilung des Reichswehrministeriums, Spionage, und falls wahr, fiktiver aber markig klingender Führerposten während einer sich zuspitzenden Situation in einer revolutionär sich gebärdenden NS- Fraktion.
Auch die angebliche verzweifelte Äußerung Flotows in einem Brief : „Jetzt kann nur noch der Führer kommen oder der Tod!“, (33) dürfte, falls wahr, darauf hindeuten, dass er sich in eine quasi-religiöse heroische Aufopferungsphantasie hineingesteigert hatte. Gleichzeitig stützte das die weit verbreitete Annahme: „Wenn das der Führer wüßte . . . !“ Halbwegs realistische und geerdete Wahrnehmung, auch Vorsicht im eigenen Interesse, war ihm damit kaum mehr möglich.
Im Nachhinein seine widersprüchlichen Wendungen inhaltlich verstehen zu wollen, dürfte unergiebig sein.
„. . . wie er immer handelte aus seinem vollen, heißen Herzensdrang heraus, unbekümmert um die Folgen, die ihm daraus entstehen konnten,. . . in heißer Liebe glühte für sein Deutsches Vaterland. . . in tiefer Sehnsucht nach einer Erneuerung Deutschlands.. . .“ (Pfarrer Salchow, Stuer, Trauerpredigt, 4.Mai 1933, Manuskript, (48))

In Stuer ging es derweil unverdrossen mit heißem Herzen, tiefer Sehnsucht und wieder todesbereit weiter. Ab Ende 1933 wurden junge Leute mit einem markanten, sich selbst erklärenden Schwur zum Reichsarbeitsdienst in Bad Stuer vereidigt:

aus: Reichsarbeitsdienst, Abt.2-64, in Bad Stuer, Propagandabroschüre

aus: Reichsarbeitsdienst, Abt.2-64, in Bad Stuer, Propagandabroschüre, Vereidigung

Mit „Freude, Stolz und heroischem Entschluß im Herzen gelobten“ sie, von nun an nicht mehr sich selbst, sondern „dem Führer und unserem Volke mit Leib und Leben“ zu gehören.

LÜGE/ MYTHOS/ REALITÄT

Der Mord des Andreas von Flotow wurde unter verschiedenen Umständen und dabei mit verschiedenem Interesse interpretiert: im Jahr 1933/34, im Jahr 1956 in der Bundesrepublik Deutschland, nach 1945 in der Deutschen Demokratischen Republik und auch noch 1993 vom kommunistischen Funktionär und NS-Widerstandskämpfer Bernhard QUANDT (Schwerin).

Andreas von Flotow als missverstandener Soldat Hitlers
Deutsches Reich,1933
Unmittelbar nach dem Mord und seiner durchschaubaren demagogischen Vertuschung war die Empörung unter Familienmitgliedern, Weggefährten und im Netzwerk des mecklenburgischen Adels groß.
Sofern sie sich offen zu äußern wagten, arbeiteten sie sich aber zum großen Teil am Gauleiter, inzwischen auch Reichsstatthalter HILDEBRANDT ab. Zu dem hatte man ohnehin standesbedingte und politische Differenzen.
Die Mutter von Andreas schrieb in einem Brief an HITLER (1.6.1933): „Hinter der Ermordung meines Sohnes Andreas von Flotow liegen politische Hintergründe und dunkle Parteigeheimnisse“. Sie bezog diese jedoch in der Argumentation allein auf HILDEBRANDT und wies verallgemeinernd auf eine wütende Bestätigungsgruppe hin: „. . und Tausende stehen hinter uns . . .“ . In der Annahme, dies wäre für Hitler neu, bat sie „den Führer, das Lügengewebe zu zerreißen und den Sieg der Wahrheit und des Rechts herbeizuführen.“ (46)
Unklar bleibt, was davon wirklich geglaubt und was taktische Argumentation war.
Jedenfalls blieb Frau v.Flotow dem Apparat des Gauleiters eine indifferente Person, für die eine „jederzeitige rückhaltlose politische Gewähr“ nicht übernommen werden könne. (Gauleiterprotokolle, 15.3.1943 ( 47) )

HILDEBRANDT war die Beseitigung von AvF sicher recht und hatte dies durch Intrigen wohl auch befördert. Für ihn war aber auch die Rolle vorgesehen, den Haftbefehl auszustellen. Weil er jedoch nicht dafür verantwortlich sein wollte, führte er 1934 zwei Prozesse. Zwei „Gerüchteverbreiter“ wurden dabei schließlich mit Gefängnis bestraft. In einem Prozess ließ er als Zeuge(!) die „Öffentlichkeit“ wegen staatsgefährdender Informationen zeitweise ausschließen. Diese hatte ohnehin aus handverlesenen Nazis, hauptsächlich Kreisleitern der NSDAP, bestanden.

Insgesamt betonten die Empörten damals aber die Liebe und Treue Flotows „bis zuletzt zu seinem Führer.“ Dabei wurde von „tiefster Erschütterung und großem Schmerz“ Flotows berichtet. (33)
Am Tage der Machtübernahme, am 30. Januar 33, soll er als Beobachter des Fackelzuges der SA durch das Brandenburger Tor, „in tiefster Erschütterung“ vor dem Reichskanzlerpalais gestanden haben und „kein Auge von Adolf Hitler“ gelassen haben und immer wieder gestöhnt haben: „Ich will zu meiner SA!“. Danach soll eine tagelange Apathie gefolgt sein. (33)
Genau an diesem Tage soll er angeblich auch einen Termin bei Hitler gehabt haben, der nun, wie auch danach, nie zustande gekommen war. Für diese nicht schlüssige Behauptung gibt es bisher auch kein Nachweis.
„Fl.hat bis zu seinem Ende stets im Sinne der NSDAP gearbeitet, auch wenn STENNES, STEGMANN und andere mit ihm Fühlung nahmen.“ „Beweis sein Bericht an Göring über die Sitzung der nationalen Opposition beim Jungdo.(33)
(Jungdo war ein nationalliberaler Orden, der 1933 verboten wurde./ Jungdeutscher Orden – Wikipedia). Wann sich von Flotow als informeller (Spitzel)-Mitarbeiter in dieser Sache Göring angedient hatte, war dabei nicht mitgeteilt worden.

Ob diese Beteuerungen wirkliche Haltungen widerspiegelten oder mit pathetischen Worten den politischen Irrtum dieses Mordes bekräftigen sollten, bleibt offen. Jedenfalls stehen sie im Gegensatz zu anderen Überlieferungen, die auf eine mögliche Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit von AvF hindeuten, die mit rein logischen Kriterien, zumal in dieser unberechenbar chaotischen Zeit, schwer einzuordnen sein dürften.

Pfarrer E.G.Salchow, Pfarrer von 1927 bis 1940 in Stuer, später Mitglied der Bekennenden Kirche, sprach in seiner Trauerpredigt am 4.Mai 1933: “ Wer weiß, welches Dunkel, welche Rätselhaftigkeit auf diesem einsamen Sterben lastet, und wer dann den gestrigen Zeitungsbericht gelesen hat, dem kommen unwillkürlich die Worte Johann Walters in den Sinn: „Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt, will niemand Wahrheit hören?“ (Liedtext von 1561, Wach auf, wach auf, du deutsches Land – Wikipedia )
Nach dieser überzeitlichen Verallgemeinerung protestantischen Liedgutes, sprach er aber dann doch noch von Flotows „heißer Vaterlandsliebe und tiefer Sehnsucht nach einer Erneuerung Deutschlands“, die die Gemeinde mitgefühlt hätte, als ein junger SA-Mann am Sarg „die Hand zum heiligen Schwur erhob und tief ergriffen die Worte ausrief: „Ich schwöre Dir, dass ich in Deinem Sinne ein Kämpfer für Deutschland sein werde.“ (48)

 Wappenschild für A.v. Flotow in der Kirche von Stuer

Wappenschild in der Kirche für Andreas von Flotow

Andreas von Flotow als missverstandener Widerstandskämpfer
Bundesrepublik Deutschland, Hannover, 1955-57

Bei einem Prozess im Jahr 1956 in der Bundesrepublik ging es am Rande um die Nähe oder Ferne des Andreas von Flotow zur NSDAP ( 1). Nun wurde anwaltlich argumentiert, dass AvF bei einem „gewissen Abweichen“ nicht stehen geblieben wäre. „Er war zu einem massiven gefährlichen Gegner geworden. Andernfalls wäre seine Beseitigung durch Mord zu dieser Zeit gar nicht verständlich.“
Welche Unkenntnis von den Vorgängen in genau dieser Zeit wurde da vorgeschützt. Nicht eine besondere Gefährlichkeit war in dieser Gesellschaft der Anlass für Gewaltbereitschaft und die Unfähigkeit zu zivilisierter Auseinandersetzung, sondern die schlichte Kennzeichnung als Verräter.
Auch wurde jetzt betont, dass er „bewußt darauf hingearbeitet hätte“ aus der Partei ausgeschlossen(!) zu werden und so zum „Widerstandskämpfer“ geworden wäre.
Für die Abwehrabteilung der Reichswehr hätte er „unermüdlich“ Material beschafft (das aber niemand kennt), „welches geeignet war, die Partei und ihre maßgeblichen Führer außerordentlich schwer zu belasten.“
Flotow hatte für diese „wiederholten Besprechungen in den Dienststellen der Abwehr“ nach seinem Parteiausschluss genau vier Tage Zeit. Denn am 1.Februar war es mit dieser „Abwehr“ und General von BREDOW an dieser Stelle vorbei.
Noch verstiegener: „Am 29. April war er- weil er sich zu dieser Zeit besonders bedroht gefühlt hatte- mit einem Koffer voll belastenden Materials, welches für die Abwehr bestimmt war, zu dem ihm befreundeten Ehepaar“ gefahren. Dort war er ja von seiner bevorstehenden Verhaftung vorab informiert worden und hätte ihr entspannt entgegen gesehen. Nach der Verhaftung dann, war „der Koffer, den er bei sich hatte, . . . verschwunden.“
Das wäre ein Koffer gewesen, mit einem einzigen Exemplar von Belastungsmaterial gegen die oberen Führer, bestimmt für eine Stelle, die es seit drei Monaten nicht mehr gab!

Die bundesdeutschen Richter entschieden dagegen in verschiedenen Instanzen, dass AvF sich nicht von der nationalsozialistischen Ideologie abgewandt hätte und nicht deren ernsthafter Gegner geworden wäre. Es hätte sich „um ein gewisses Abweichen von der Generallinie der NSDAP, keinesfalls aber um eine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus gehandelt.“ (1) Bei der Absicht, den Nationalsozialismus in seinem Sinn zu reformieren, wäre er Opfer innerparteilicher Auseinandersetzungen geworden.

Auch Otto STRASSER, gerade wieder zurück in Deutschland, sagte bei diesem Prozess aus. Das ergab aber im Wesentlichen nur eine ausführliche Selbstdarstellung, mit der erklärt werden sollte, „dass es sich bei dem Gegensatz zwischen der sog. Strasser-Bewegung und der NSDAP Hitlers keineswegs lediglich um Auseinandersetzungen innerhalb der NSDAP handelte, sondern um grundsätzliche, auf völlig verschiedenen Philosophien fußende politische Gegensätze handelte und handelt!“ (1)
STRASSER glaubte dabei bestätigen zu können, dass AvF, den er persönlich nie getroffen hätte, nicht Mitglied seiner Schwarzen Front gewesen sei und die Strasserbewegung darüber hinaus nicht organisiert gewesen wäre.
Obwohl diese Front aus dem KGRNS heraus gebildet worden war, erwähnte STRASSER sie in dieser Gerichtsaussage mit keinem Wort. Entweder erschien sie ihm im Nachhinein als zu informell und nicht erwähnenswert oder er hatte andere Gründe diesen Topf nicht aufzumachen.
Die Schwarze Front war am 15.2.1933 verboten worden. (49) Eine letzte Möglichkeit für von Flotow eine eigentlich vorgesehene Wahlfunktion Kampfkreisleiter zu erhalten, hätte sich zu Ostern 1933 in Steinhude bei Hannover ergeben haben können. Dort waren bei einer illegalen Führerbesprechung leergewordene Ränge neu besetzt worden. (71)

Andreas von Flotow als mutiger Widerstandskämpfer
Deutsche Demokratische Republik 1945 / Deutschland 1991
Die geschiedene Witwe von AvF und Mutter dreier Kinder bekam in der Sowjetischen Besatzungszone und der darauf folgenden DDR bis zu ihrer Übersiedlung in die BRD eine Unterstützung als Opfer des Faschismus. Dass Anna Margarethe von Flotow, geb. von Gadow, diesen Status bekam, hatte möglicherweise weniger damit zu tun, dass sie nach 1928 nichts mit den politischen Aktivitäten ihres Ehemannes zu tun und sich der Bekennenden Kirche zugehörig gefühlt hatte.
Diese Fürsprache ging sehr wahrscheinlich auf Bernhard QUANDT zurück.

Bernhardt Quandt bei einer Jugendweihe 1963

QUANDT

( Bernhard Quandt – Wikipedia)

QUANDT, geb.1903 in Rostock, war Metallarbeiter, zunächst SPD-Mitglied, aber seit 1922 in der KPD. Am 25.3.1933, also vor und unabhängig von AvF, war er bereits verhaftet und ins Zuchthaus Bützow gebracht worden. Später war QUANDT mehrfach inhaftiert und war ab 1939 bis 1945 in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau interniert. Er hatte 1933, in den ersten drei Jahren seiner Haft, von der Ermordung seines politischen Widersachers gehört. Das hatte eine gewisse Verbundenheit mit dem adeligen ehemaligen SA-Führer erzeugt- gegenüber „denselben Unmenschen“ und „Mordbuben“, die ihn selbst so lange verhört, gefoltert und inhaftiert hatten. (ab hier Zitate vom 18.6.1991 in einem Brief QÚANDTs an Luise von Flotow“ (50) )
„Andreas von Flotow kämpfte damals, wie ich, gegen den Faschismus mit all seinen Auswüchsen, wenn auch die Motive dazu sicherlich etwas unterschiedlich waren.“
Das legte QUANDT für sich fest, wobei er dazu neigte, die Frage, ob AvF. „wirklich Nationalsozialist war“, die ein westdeutsches Gericht 35 Jahre vorher eindeutig bejaht hatte, „nur historisch zu betrachten“. Er wies dabei auch auf eine wahrscheinliche Verbindung zur STRASSER-Gruppe hin. Womöglich deutet dies auch auf ein gewisses Querfront-Verständnis von QUANDT hin, der 1931 an einem mehrmonatigen Lehrgang in Moskau teilgenommen hatte (72). Darauf allerdings, dass die beiden nicht nur verschiedene Motive hatten, sondern auch Ziele, weist eine Bemerkung von QUANDT hin:
„. . . ich bin mit 16 Jahren Mitglied des Metallarbeiterverbandes geworden, Mitglied der Sozialistischen Jugend, ein Jahr Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und ´22 als Mitglied in die Kommunistische Partei Deutschlands in Hamburg eingetreten. Und seit dieser Zeit ehrlich gekämpft, immer als Einzelkämpfer in Mecklenburg, manches mal, wenn ich an die Fürstenabfindung denke, in weiten Kreisen einzeln gegen die ganze Bande von Konterrevolutionären aufgetreten.“(3.12.1989, ZK der SED -Tagung (51) )

Insofern war im Osten kurioserweise die Frage, ob AvF ein Widerstandskämpfer gegen die Nazis war, durch ein persönlich beeinflusstes Dekret, einfach bejaht worden. Im Westen war sie in differenzierterer Beurteilung, vielleicht auch von unwilligen Juristen, verneint worden.

QUANDT erwähnte in diesem Brief noch eine Trauer-Anzeige des Deutschen Offiziersbundes von 1933, in der es, seiner Erinnerung nach hieß, „auf der Flucht erschossen-? Ein deutscher Offizier flieht nicht.“ (50) Es muss hier offen bleiben, ob er den Nachsatz in (wahrscheinlich falscher) Erinnerung zitiert hatte oder dies seine Überzeugung, die eines deutschen Kommunisten war. Verkehrte Welt!

Real überliefert ist jedenfalls eine Anzeige von Offizieren des Friedrich- Franz-Dragoner-Regiments Nr.17 für den „so früh von uns geschiedenen lieben Kameraden, dessen Andenken von uns in Ehren gehalten werden wird. Furchtlos und treu kämpfte er für Deutschlands Auferstehung.“ (52)

QUANDT, 1.Sekretär der KPD Güstrow, Landrat dort und ab 1946 in der SED-Landesleitung, hatte wohl auch darauf hingewirkt, dass „von Flotows Erben in Stuer“ (wer immer das in der entstandenen familiären Situation war), in einer Verordnung der Landeskommission für Bodenreform vom Oktober 1945, bei Enteignungen ein Resthof von 25 ha „belassen werden“ konnte. Die zehn Betroffenen in einer landesweiten Liste, hätten „aktiv gegen den Hitlerstaat gekämpft“ und seien „würdig“ im „neuen demokratischen Deutschland mitzuarbeiten.“
Begründet wurde es dann so: „Der Eigentümer des Gutes Stuer, von Flotow, wurde auf der Flucht vor dem früheren Gauleiter Hildebrandt erschossen.“ Bemerkenswert ist hierbei, neben der Ungenauigkeit der Eigentümerschaft, die direkte Übernahme der Formulierung der Täter und die Überlebensfähigkeit einer Propagandalüge.

Am 4.Mai 1933 war Andreas von Flotow vor dem Ostgiebel der Kirche von Stuer beerdigt worden. Es wurde ein Grabkreuz errichtet, auf dem neben den Daten dieser leicht variierte Bibelspruch angebracht wurde: „Meine Gnade genügt dir“, 2.Kor.12,9

(Dass auch dieses Bibelzitat des geistlichen Angestellten des Patronatsherrn sich in der üblichen religiösen Indirektheit kritisch auf die damaligen politischen Ereignisse bezog, ist in der Anmerkung ( 54) zu lesen)

Stuer, Friedhof, Grabkreuz für Andreas von Flotow von 1933

 

Stuer, Friedhof, Grabkreuz für Andreas von Flotow von 1933
Stuer, Friedhof, Grabkreuz für Andreas von Flotow von 1933

Bernhard QUANDT schrieb in dem erwähnten Brief von 1991, dass man über die Geschichte des Andreas von Flotow „ein Buch schreiben“ könnte. Das tat er nicht,  übernahm aber eine Legende des Romanautors SAKOWSKI (Helmut Sakowski – Wikipedia).

Dieser sozialistisch- realistische Schriftsteller beschrieb im Dorfroman „Verflucht und geliebt“ 1981, mit leicht verfremdeten Orts- und Personennamen, die Beerdigung von AvFs Vater (!) ( 55 ).
Der war 1956 in Westdeutschland verstorben und durfte nun in „heimischer Erde“, nämlich neben Andreas, dessen 1946 verstorbener Mutter und ebenfalls 1956 verstorbenem Onkel Ernst, beigesetzt werden. Der Leichnam konnte, womöglich in einer kurzzeitigen Ost-West-Tauwetterperiode, in der über eine Konföderation diskutiert worden war, in die DDR überführt werden. Wahrscheinlich geschah dies wesentlich durch QUANDTs Einfluß, der inzwischen Landwirtschaftsminister von Mecklenburg (1948- 1952), Ministerpräsident (1951/52) und dann erster SED-Sekretär im Bezirk Schwerin war.

Spätestens im Frühjahr 1958 waren dann drei, dem ersten Grabkreuz angepasste Steine aufgestellt worden. Sie sollen aus der Bundesrepublik eingeführt worden sein.
SAKOWSKI platzierte nun in seinem Roman auf den Grabstein des ehemaligen Gutsbesitzers ein eingemeißeltes Bibelzitat: „Die Rache ist mein, spricht der Herr“.

Er verwendet dieses verkürzte Zitat, um einen sozial-politischen Konflikt zwischen einem enteigneten und vertriebenen Herrn und den nun freien und glücklichen Landarbeitern darstellen zu können.

Diese Bibelstelle lautet korrekt: „Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der HERR.“ (56) Hier ist jedenfalls aber nicht irgend ein weltlicher Herr gemeint.
 Im Roman wurde der Konflikt mit dem als Provokation erkannten Anspruch der ehemaligen Dorfherrschaft gelöst, in dem der Stein „zufällig“ umfällt und zerbricht.

Während in dem Roman diese Geschichte mit veränderten Namen abgebildet wurde, hatte SAKOWSKI ein Jahr später, in einer sich dokumentarisch gebenden Darstellung, Klarnamen verwendet. (63) Wie ein Briefwechsel zeigt, hatte sich der Autor die Grabstein-Aufschrift vermutlich selbst geglaubt. Dabei hatte er verdrängt, dass er diese Beschreibung von einer Autorin übernommen hatte. Christa WOLF hatte 1976 genau dieses Bild in ihrem Erinnerungsroman „Kindheitsmuster“ beschrieben. (64)

Auf dem real existierenden Kreuz von Jürgen von Flotow, dem Vater von Andreas, ist tatsächlich, und bis heute sichtbar, etwas heraus gemeißelt worden! Ein längerer Text hätte dort keinen Platz gehabt.

Stuer, Friedhof, Grabkreuz für Jürgen von Flotow von 1965 mit ausgemeißelter Passage

Hier helfen die persönlichen Tagebücher eines Zeugen des Vorganges, des damaligen Satower Pfarrers Martin Hübener vom 26.5.1958:

In Stuer wird auf dem Grabstein des Herrn Jürgen von Flotow das „Herr auf etc“ getilgt. Eine Versammlung im Kulturpalast soll nachträglich noch gegen dies „Herr“ protestiert werden. P. Kruse und Frau nebst Pr. Hübener verlassen vorher den Saal wegen der gotteslästerlichen Reden der Spielabteilung. Die Musikhochschule Neustrelitz, Bezirks- und Kreis-Rat sind zugegen, aber wenige Glieder der Stuerschen Gemeinde.“ (65)

Hübener, M., damals Pfarrer und Probst in Satow, 26.5.1958, persönliche Aufzeichnungen,

QUANDT aber phantasierte nach der Lektüre des sozialistischen Romans einen FINDLING, den er aber am Grab von Andreas (!) gesehen zu haben glaubte. Also dort, wo ja das ursprüngliche Kreuz nach wie vor steht. Auf diesem hätte gestanden: Andreas von Flotow, Offizier der Reserve, Daten und unten der Satz (mit SAKOWKIS Ausleihe), „die Rache ist mein.“

QUANDT: „Ich dachte und sagte- Mut haben die Menschen gehabt, daß sie das geschrieben haben. Der Findling ist dann später entfernt worden. Von Wem? Keiner wußte es.“ (50)
Ja, kein Wunder, weil es ihn nie gab! Man könnte dies als einfachen Irrtum übergehen, wenn nicht auch dieser eine Aussage hätte: Hier verlegte QUANDT nämlich solche Art von „Mutigen“ aus der DDR weg in seine Widerstandszeit zurück und bezog sie also auf das Umfeld von AvF in den 1930er Jahren. Wieder verkehrte Welt!

GEWALT/ KEINE GEWALT

Bernhard QUANDT war bis zuletzt Mitglied des Zentralkommitees der SED. In der Tagung am 9.November 1989, in der dessen Mitglieder zunächst nichts von der parallel dazu vernuschelten Ankündigung der Maueröffnung mitbekamen, dafür aber einen realistischen Bericht über die katastrophale Wirtschaftslage der DDR geboten bekamen, rief er: „Ich bitte darum, dass dieser Diskussionsbeitrag nicht veröffentlicht wird! . . Dann laufen uns die letzten Leute weg!“

Auf der schon chaotisch verlaufenden 12. Tagung am 3.Dezember 1989 hielt er dann einen längeren Redebeitrag, in dem er auch das sagte:
„Das Zentralkomitee muß so stark sein, daß aus ihrer Mitte ein neues Politbüro entsteht, das mit der Verbrecherbande des alten Politbüros, entschuldigt, Genossen, nichts zu tun hat!
Ich bin dafür, Genosse Erich HONECKER und Genosse Egon KRENZ, wir haben im Staatsrat die Todesstrafe aufgehoben, ich bin dafür, daß wir sie wieder einführen und daß wir die alle standrechtlich erschießen, die unsere Partei in eine solche Schmach gebracht haben, daß die ganze Welt vor einem großen, einem solchen Skandal steht, den sie noch niemals gesehen hat.“
( Protokoll der 12. Tagung des SED-Zentralkomitees, 3. Dezember 1989 (Abschrift eines Tonmitschnitts) | Chronik der Mauer/ Auch als Tondokument auf Wiki-Seite QUANDT abrufbar)

Da war sie wieder, die Gewaltbereitschaft, auch gegenüber eigenen Leuten. Früh erfahren und eingeübt, brach sie bei dem 86jährigen unter Tränen heraus. Wohl aus Gewohnheit sprach er auch HONECKER an, der gar nicht mehr anwesend war und den er eigentlich ja erschießen lassen wollte.
(Der rumänische Diktator CEAUSESCU ( Nicolae Ceaușescu – Wikipedia ) war dann zwanzig Tage später erschossen worden.)

Oder waren die Schuldigen für ihn doch nicht ganz klar? Gehörten dazu auch die etwa 3 Tausend Demonstranten vor dem Tagungsgebäude? Das waren teilweise SED-Mitglieder, aber auch Theaterschaffende und Künstler von der Initiative 4.11., die sich vorher im Friedrichstadtpalast mit dem Herstellen von Transparenten darauf vorbereitet hatten. Hier der Anfang des Demonstrationszuges:

Demonstrationszug am 3.12.1989, Friedrichstraße, Foto und copyright: Robert Conrad

Demonstrationszug am 3.12.1989, Friedrichstraße, Foto und copyright:
Robert Conrad (57)

Der Autor dieses Textes über dem Punkt.

Es kam am Ende in der DDR nicht zur Gewalt, kein Schuss fiel, Zehntausende ließen sich friedlich entwaffnen. Helden eines Rückzuges !?
Solche waren 1945 rar am verbissenen Ende der völkisch nationalen Apokalypse, in der die fanatisierten Paranoiker erst nach Millionen Toten und einem zerstörten Europa, mit Gewalt von außen zur Aufgabe gezwungen werden mussten und sich großteils durch Selbsttötung der Verantwortung entzogen.
Der Kreis aus Tötungsbereitschaft und Todessehnsucht schloss sich nach dem Prinzip fanatisierter Selbstmordattentäter.

NACHSATZ
Von den zahlreichen im Text erwähnten Personen starben die wenigsten eines natürlichen Todes als Beteiligte in diesem gewalttätigen Gefühlsrausch von Zerstörung und Selbstzerstörung. Die meisten davon waren selbst Mörder, bzw. Massenmörder.

NS-staatlich organisierter Mord:
Uhl, Röhm, Ernst, Heines, Reichskanzler v.Schleicher, General v. Bredow, Gregor Straßer, Spreti-Weißbach, Stegmann (Strafkompanie), Graf Helldorf, . . . . Thälmann

Selbsttötung:
Hitler, Goebbels, Himmler, Bormann, von Oertzen (Roggow), Göring, Buch . . . Familie Capsius in Neu-Stuer

Todesstrafe nach Gerichtsurteil:
Hildebrandt, Höß

DANK

Für die Bereitstellung von Material wird Luise von Flotow, Frau Sabine von Graevemeyer, Friedrich von Kessel und Albrecht von Kessel gedankt, dazu auch Robert Conrad (Foto) und Wikipedia.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite

Veröffentlicht am 26.September 2021, Wahltag zum 20. Deutschen Bundestag

QUELLEN UND ANMERKUNGEN

(1) Akten vom Gerichtsverfahren der Entschädigungskammer des Landgerichts Hannover, betr. Anna M. von Flotow, Juni 1955- November 1957

(2) Mecklenburgische Zeitung, 1.Mai,1933

(3) aus: Zeitungsbeitrag, unterzeichnet mit v. F., 3.1.1933, Tägliche Rundschau

(4) Schacht, A.,“Auf der Flucht erschossen“, in: Jahresbericht 2001/02,
Verein ehemaliger Doberaner Schüler und Schülerinnen, S.22-25

(5) Untersuchungsausschuß zu Fememorden, Reichstag, 23.1.1926, hier:
https://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w3_bsb00000072_00682.html

Verhandlungen des Deutschen Reichstags

(6.1) Sauer,B., Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik, Metropol Verlag, Berlin 2004
001 Titel und Inhalt, S. 1–8 – sauer_reichswehr_auszug.pdf

(6.2) Sauer, B., Freikorps und Nationalsozialismus, in: AIB, 81. Jahrgang 2008

(6.3) Sauer, B., Gerhard Roßbach – Hitlers Vertreter für Berlin. Zur Frühgeschichte des Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik, in: ZfG 50.Jahrgang 2002, Heft 1, Download hier

(6.4) Sauer, B., Die Schwarze Reichswehr und der geplante Marsch auf Berlin, in: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2008, Download hier

(6.5) Sauer, B., „Auf nach Oberschlesien“. Die Kämpfe der deutschen Freikorps 1921 in Oberschlesien und den anderen ehemaligen deutschen Ostprovinzen, in: ZfG, 58.Jahrgang 2010, Heft 4, Download hier

(6.6) Sauer, B., „Verräter waren bei uns in Mengen erschossen worden“. Die Fememorde in Oberschlesien 1921, in ZfG 54. Jahrgang 2006, Heft, Download hier

(6.7) Sauer, B., Der „Röhm-Putsch“-eine Zäsur in der Geschichte des nationalsozialistischen Regimes, in: Einsichten und Perspektiven, März 2018, Download hier

(7) Nach dem 2. Weltkrieg wurden nach Recherche von Thomas Billstein in Deutschland über 300 Menschen durch rechtsmotivierte Gewalttäter ermordet: Billstein , T., Kein Vergessen, Todesopfer rechter Gewalt in Deutschland nach 1945, Unrast Verlag, 2020

(8)Mertens, Carl, in WB:
Drei Feme-Denkschriften. WB 22/I, Nr.13, 30.03.1926, S.486
Feme-Ausschüsse. WB 22/II, Nr.41, 12.10.1926, S.596
Der Schweriner Feme-Prozeß. WB 21/II, Nr.34, 25.08.1925, S.284
Ein Opfer der Feme. WB 21/II, Nr.40, 06.10.1925, S.522
Das Spitzelsystem der Schwarzen Reichswehr. WB 21/II, Nr.41, 13.10.1925, S.565
Fememord und Staatsgerichtshof. WB 21/II, Nr.45, 10.11.1925, S.718
Die Fememorde. WB 21/II, Nr.46, 17.11.1925, S.750
Der Schweriner Prozeß. WB 21/II, Nr.48, 01.12.1925, S.829
Von den Fememorden. WB 22/I, Nr.03, 19.01.1926, S.87

https://archive.org/details/DieWeltbhne21-11925/page/n1/mode/2up
https://archive.org/details/DieWeltbhne21-21925/page/n725/mode/2upDie Weltbühne 21-1 1925 : Siegfried Jacobsohn (1881-1926) Hg. : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive

(9) Reichstagsprotokoll, 13.Juli 1933, www.reichstagsprotokolle.de

(10) Brief von Schulz, P., 1.7.1934, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lehmann_SchulzKorrespondenz.pdf

(11) Malinowski, S., Vom König zum Führer: Deutscher Adel und Nationalsozialismus, 2003
hier: Fischer Tb, 2004, dort zitiert, S.551, Anm.330

(12) Haffner, S., Anmerkungen zu Hitler, 1978, Kindler/ Fischer, dort zitiert: Speer, A., S.181

(13) Meldung vom 12.12.2020, Spiegel online

(14) wie (11), S. 18/19

(15) Passbild aus NSDAP-Mitgliedsausweis

(16) Langer, K., „Der Fall Flotow“- vom Aufstieg und Fall eines mecklenburgischen SA-Führers, in: Zeitgeschichte regional, 2/03, S. 5-13, hier: S.6

(17) von Flotow, J., Bruder von AvF., Stellungnahme v. 3.5.1933, DC/BA, siehe (33)

(18) Anna Margarethe von Flotow, geborene von Gadow, zeitw. Ehefrau von AvF.,Tagebuch, Bd.1, 1924-1939, herausgegeben von Sabine von Graevemeyer und Albrecht von Kessel, 2014, ohne Verlag

(19) Briefdokument aus SA-Stab, 29.7.1931, DC/BA

(20) Foto aus (18)

(21) wie (11), zit. nach: S.242

(22) Behrens, B., Mit Hitler zur Macht, Aufstieg des Nationalsozialismus in Mecklenburg und Lübeck 1922-1933, Rostock 1998, hier zitiert n. S. 134

(23) wie (11), zit. nach: S.501

(24) wie (11), bes.: S.503 Karrierechancen im NS-Staat u. Kap.2.4 Namen die keiner mehr nennt- Adlige in der NSDAP.

(25) von Westernhagen, als Buch: Von der Herrschaft zur Gefolgschaft- Die von Westernhagens im „Dritten Reich

(26) wie (11), zit. nach: S.424, Anm 69

(27) Moreau, P., Nationalsozialismus von Links. Die „Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten“ und die „Schwarze Front“ Otto Strassers 1930-1935, Stuttgart, 1985
hier S. 164

(28) wie (11), zit. nach S.551

(29) wie (27), S.161

(30) Vor 1933 analysierte Julius Gumbel die politisch motivierten Morde, Emil Julius Gumbel – Wikipedia

(31) Ausschluss aus der NSDAP, München, 25.1.1933, DC/ BA

(32) Ausschluss aus der SA, Der Oberste SA-Führer, München, z.Zt.Berlin, 19.1.1933 DC/ BA

(33) „Sammelmaterial-Beweismaterial gegen einen Fluchtversuch“ 37/33, anonym! DC/ BA

(34) Roßbach, G., Mein Weg durch die Zeit. Erinnerungen und Bekenntnisse,Weilburg, 1950, S.127

(35) SPD-Plakat Reichstagswahl Dez.1932, Archiv der sozialen Demokratie -Friedrich-Ebert-Stiftung

(36) Haffner, S., wie (12), S.19

(37) Polizeibericht, „Nachforschungen in Bezug auf die KGRNS“, BArch, R 1501/212588

(38) Moreau, P., wie (27), S. 115, Anm. 373)

(39) Moreau, P., wie (27), S. 156

(40) Moreau, P., wie (27), S. 149
(41) Moreau, P., wie (27), S. 151
(42) Moreau, P., wie (27), S. 192
(43) Moreau, P., wie (27), S. 196

(44) Foto aus (18)

(45) Reichsarbeitsdienst, Vereidigung, Bad Stuer, Ende 1933, RAD-Broschüre

(46) Brief der Mutter, Elisabeth von Flotow an Hitler, 1.6.1933, DC/BA

(47) Buddrus, M., Mecklenburg im Zweiten Weltkrieg, Die Tagungen des Gauleiters Friedrich Hildebrandt 1939-1945, Sitzungsprotokolle, Edition Themen 1909, S.647, Anm. 31

(48) Pfarrer Salchow, Stuer, Trauerpredigt, 4.Mai 1933, Manuskript

(49) Moreau, P., wie (27), S.189

(50) Brief von Bernhard Quandt an Luise von Flotow, 18.6.1991

(51) Rede Quandts am 3.12.1989, Tagung des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin, Protokoll der 12. Tagung des SED-Zentralkomitees, 3. Dezember 1989 (Abschrift eines Tonmitschnitts) | Chronik der Mauer

(52) Zeitungsannonce vom Mai 1933

(53) Verordnung, Schreibmaschinenseiten

(54) Zum Bibelspruch 1933: 2.Kor.12,9
. . . ; denn jeder soll mich nur nach dem beurteilen, was er an mir sieht oder aus meinem Mund hört. . . .
ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. 8 Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. 9 Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. . . .
10 Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
11 Jetzt bin ich wirklich ein Narr geworden; ihr habt mich dazu gezwungen. Eigentlich sollte ich von euch empfohlen werden; denn in nichts bin ich hinter den Überaposteln zurückgeblieben, obgleich ich nichts bin.

Zur Erläuterung:
Paulus, der es sich nach seiner Wandlung zur Aufgabe gemacht hatte, möglichst viele Juden und Griechen zum Christentum zu bekehren, schrieb an die Gemeinden Briefe. In Korinth aber waren kraftstrotzende „Überapostel“ aufgetreten, die Paulus schlecht gemacht hatten und gegen deren Verleumdungen er sich wandte. (Beratung mit Dank von Pastorin Viola Türk)
Erkennbar ist, dass dieses vom Pfarrer beanspruchte Gleichnis sich auf das damalige Ereigniss bezog.

(55) Sakowski, H., Verflucht und Geliebt, Roman, Neues Leben, 1981, hier ab Seite 127

(56) 5.Mose 32/ Roemer 12,19/ Hebräer 10,30

(57) Foto und Bildrecht: Robert Conrad, info@robert-conrad-fotografie.de

(58) dazu: Kasten, B., Deutschnationale Führungsschichten und der Aufstieg der NSDAP in Mecklenburg-Schwerin 1930-33, in: Mecklenburgisches Jahrbuch, 2000
und:
Kasten, B., Konflikte zwischen dem Gauleiter Friedrich Hildebrandt und dem Staatsministerium in Mecklenburg 1933-1939, in: Mecklenburgisches Jahrbuch, 1997

(59) Die Verteidigung der Feigheit (Archiv), DLF

(60) Kissenkoetter, U., Gregor Strasser und die NSDAP, Stuttgart 1978, Leseprobe:Gregor Straßer und die NSDAP – Udo Kissenkötter – Google Books

(61) Huber, F., „Rache der Verlierer. Die Erfindung des Rechtsterrors in Deutschland“
Piper Verlag 2020
und
DLF, 2021: 100 Jahre politischer Mord in Deutschland – Die Demokratie im Visier
(62) Liste von Fememord-Opfern in Deutschland während der frühen Zwischenkriegszeit – Wikipedia

(63)„Neubrandenburger Mosaik“, 1982, S.52
(64) Wolf, C., Kindheitsmuster, Berlin, Aufbau, 1976, S.381 / Die Sicht dieses Zusammenhangs verdanken wir Pfarrer K.F. Hübener, Briefwechsel mit Sakowski, 1984)
(65) Hübener, M., damals Pfarrer und Probst in Satow, 26.5.1958, persönliche Aufzeichnungen, Band 4, S.179 / Quellensicht mit Dank an Eckart Hübener)

(66) Malinowski, S., War die Restauration der Monarchie 1932 eine echte Alternative zu den Nationalsozialisten?, in: Weimars Ende, ZEIT Geschichte 5/2022, S.42

(67) Koenen, G., Die KPD wartete auf den Zusammenbruch, in: Weimars Ende, ZEIT Geschichte 5/2022, S.75

(68) Malchower Tageblatt, 20.Juli 1927, „Jugendtraining“ von Roßbach (Freikorps) in Bad Stuer; Quelle: http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn1726866572/phys0865

(69) Malchower Tageblatt, Verhaftung von Roßbach am 26.7.1927 in Stuer, http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn1726866572/phys0911

(70) Malchower Tageblatt, Ergebnis Landtagswahl in Mecklenburg 1927, 24.5.1927/ http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn1726866572/phys0604

(71) Hering, J., Kriegsende und Nachkriegszeit auf dem Gut „Neu-Stuer“ in Mecklenburg, in: Jahrbuch für Heimatkunde Oldenburg/ Ostholstein, Bd.55/ 2012, S. 187

(72) http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/kataloge-datenbanken/biographische-datenbanken/bernhard-quandt/ (Die Schwarze Reichswehr ein sowjetischer Vorschlag ? Dazu Stichwort: Kooperation Reichswehr-Rote Armee.) Zum erwähnten (militärpolitischen?) Lehrgang hatte ihn die DKP-Bezirksleitung delegiert, weil er Mitte Januar 1932 eine Haftstrafe („Landfriedensbruch“) antreten sollte. Weil er gleichzeitig eigentlich Immunität wegen seines Landtagsmandates genoß, konnte er deshalb nach Monaten wieder einreisen. Im Folgejahr, als er bereits im Untergrund war, ist er dann am 25.3.1933 verhaftet worden und verbrachte wegen der „Vorbereitung zum Hochverrat“  bis zum 19.12.1935 im Gefängnis.  Quelle: Podewin,N., Bernhard Quandt (1903-1999): Ein Urgestein Mecklenburgs, Rostock, 2006, S.64